Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Dass die Sommerpause beim FC St. Pauli diesmal ausfallen würde, war ausgemacht. Doch statt sich launige Geschichten von der Feierfront zu erzählen, sind es zum 100. Vereinsgeburtstag bierernste Themen, die den Klub in Atem halten. Binnen zwölf Tagen haben sich die beiden dienstältesten und einflussreichsten Präsidiumsmitglieder aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

Ob und wann das Vakuum, das Präsident Corny Littmann als Galionsfigur und sein "Finanzminister" Marcus Schulz mit seiner wirtschaftlichen Kompetenz hinterlassen, gefüllt werden können, bleibt abzuwarten. Es sind in jedem Fall große Fußstapfen, die Stefan Orth und sein Team auf ihrem Weg vorfinden. Aufstieg, Stadionbau, Entschuldung: Mit Littmann geht der Sanierer des Klubs, der damit auch seinen Blitzableiter verloren hat. Interne Spannungen fokussierten sich nahezu ausnahmslos auf den kleinen Mann mit dem dicken Fell.

Doch der krasse Führungswechsel vom beratungsresistenten Littmann zum ruhigen, (noch) profillosen Orth bietet auch Möglichkeiten - Gräben, die Littmann aufgerissen hat, einzuebnen, mehr Demokratie und Gemeinschaftssinn zu praktizieren. Auch das sollten bei allem Erfolgsstreben die Ziele sein. Zum Einstand gab es aus allen Gremien und Abteilungen einen Vertrauensvorschuss. Gute Voraussetzungen, den Wechsel trotz aller Gefahren als Chance zu begreifen.