Ein Kommentar von Berndt Röttger

Eine zweifelhafte Idee zur falschen Zeit: Die Hamburger Sozialbehörde will eine Qualitätskontrolle im Kindergarten einführen. Für stattliche 700 000 Euro pro Jahr will Senator Dietrich Wersich (CDU) eine zehnköpfige Kita-Inspektion aufbauen.

Auf den ersten Blick mag man sich vielleicht wundern, dass es eine solche staatliche Kontrolle in Deutschland nicht längst gibt, wo doch sonst alles kontrolliert wird. Doch das hat einen guten Grund: Die besten Kita-Qualitätskontrolleure gibt es bereits - und zwar seit Jahrzehnten - seit Kinder in den Kindergarten gehen.

Denn niemand schaut genauer darauf, was hier mit dem Nachwuchs geschieht, als die Eltern selbst. Sie sind jeden Tag in der Kita und bekommen mit eigenen Augen oder von ihren Kindern erzählt am ehesten mit, wenn etwas nicht stimmt. Die zehn staatlichen Kita-Kontrolleure hingegen dürften es kaum schaffen, jede der insgesamt 950 Tagesstätten in Hamburg auch nur einmal im Jahr nur kurz zu betreten.

Der Aufbau einer Hunderttausende Euro teuren Kontrollabteilung kommt zur absoluten Unzeit: Die Kassen sind leer, der Staat muss überall an Leistungen sparen. Warum soll gerade jetzt eine Truppe aufgebaut werden, die man so wahrscheinlich gar nicht braucht? Ein Fall für den Bund der Steuerzahler?

In der dramatischen Situation, in der sich der Hamburger Haushalt befindet, würde wohl eher eine Kita-Kostenkontrolle Sinn machen. Das könnte den gerade von einer Gebührenerhöhung geplagten Hamburger Eltern und Kindern eher helfen.