Der Autor, Privatdozent und Oberarzt im Institut für Rechtsmedizin am UKE und Sprecher des wissenschaftlichen Beirats der "Gemeinsamen Elterninitiative Plötzlicher Säuglingstod", erklärt den Rückgang von plötzlichen Todesfällen bei Kindern:

"Kann es gute Nachrichten zum Plötzlichen Säuglingstod geben? Ja. Während in Hamburg noch Anfang der 90er-Jahre bis zu 35 Babys im Jahr ohne klare Todesursache plötzlich im Schlaf verstarben, sind es seit einigen Jahren nur noch bis zu fünf pro Jahr. Dank intensiver Aufklärungsarbeit durch Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen haben sehr viele Kinder überlebt, die Ende des letzten Jahrhunderts gestorben wären. Diese Kinder sind meist gesund, besuchen die Schule, treiben Sport, spielen ein Instrument. Was aber hat sich an den Lebensumständen der Kleinen verändert?

Der Rückgang der Todesfälle ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, dass die meisten Babys heute zum Schlafen nur noch auf den Rücken gelegt werden. Gerade die Bauchlage kann im ersten Lebenshalbjahr im Schlaf gefährlich sein. Leider hat man dies in den 70er-Jahren noch nicht erkannt. Heute weiß man, dass sogar die Seitenlage als Schlafposition ein erhöhtes Risiko gegenüber der Rückenlage aufweist. Ein weiterer Risikofaktor ist das Zigarettenrauchen sowohl der Schwangeren als auch in der Umgebung des neuen Familienmitgliedes. Auch hier glauben wir, Anzeichen für eine Trendwende zu erkennen. Der Anteil der rauchenden Schwangeren geht zurück. Gestillte Kinder sind seltener vom Säuglingstod betroffen als Babys, die mit der Flasche ernährt werden.

Was kann man noch für eine gesunde Schlafumgebung des Kindes tun? Die Matratze sollte nicht zu weich sein. Das Baby braucht kein Kopfkissen und schläft am besten in einem Schlafsack. Der Vorteil des Schlafsackes ohne zusätzliche Decke besteht darin, dass der kleine Kopf und die Atemwege nicht bedeckt werden können und dass weniger leicht eine Überwärmung auftritt. Der Schlafraum sollte lieber einmal zu viel gelüftet und nicht zu stark beheizt werden. Die Angst von Eltern, dass das Kind leicht unterkühlen könnte, wenn es nicht ständig ein Mützchen und eine Kleidungsschicht mehr trägt, ist meist unbegründet. Ein beklemmendes Ergebnis der statistischen Forschung ist, dass mehr Kinder im Elternbett am Kindstod sterben als im eigenen Bett, was unter anderem daran liegen könnte, dass Überdeckungssituationen durch zu große Bettdecken häufiger vorkommen. Daher sollte das Baby im ersten Halbjahr zwar in der Nähe der Eltern, aber im eigenen Bett schlafen.

Die genannten Faktoren beeinflussen das Risiko jedes Kindes, am Säuglingstod zu sterben. In Hamburg gibt es Mediziner, Hebammen, Mütterberaterinnen und andere Experten, die sich zum Hamburger Bündnis gegen den Plötzlichen Säuglingstod zusammengeschlossen haben, um Eltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Der Erfolg der bisherigen Maßnahmen gibt Anlass zu der Hoffnung, dass der Plötzliche Säuglingstod in Hamburg irgendwann einmal Geschichte sein wird."