Die Frage, was zuerst da war, das flache, unterirdische Fernsehprogramm oder die anspruchslosen, verflachten Zuschauer, gleicht der Frage nach der Henne und dem Ei. Sind die Sender schuld, dass man kaum etwas im Programmangebot findet, was ansteckend und anregend ist, fantasievoll und fantastisch? Oder die Zuschauer, die täglich mehr als vier Stunden vor den Geräten verbringen und sich scheinbar jeden Quatsch ansehen? Besonders gern Reality-TV, das alles andere ist als Realität.

Das sogenannte "Unterschichtenfernsehen" wird gesendet, weil es billiger zu produzieren ist als Spielfilme. So wie Analogkäse und Gammelfleisch billiger herzustellen sind als frische Äpfel und Gemüse. Gut ist es deshalb nicht. TV-Filme sind oft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner heruntergebrochen, Drehbücher so politisch korrekt überarbeitet, dass Alte, Arme, Ausländer oder Arbeitnehmer niemals Anstoß nehmen könnten. So farblos ist doch das Leben nicht!

Nein, wir plädieren nicht für tägliche Opernaufführungen im Fernsehen. Oder für TV-Volkshochschulkurse. Aber für ein bisschen mehr Sendungsbewusstsein der Sender. Für pfiffige Bildung, putzmuntere Kultur und TV-Filme, die so gut sind, dass sie alle den 3sat-Fernsehpreis gewinnen könnten. Schließlich ist mit den TV-Gebühren auch der Kulturauftrag verbunden. Dominik Grafs Krimi-Serie ist das beste Beispiel für fesselnde und kluge Fernsehunterhaltung. Bitte mehr davon!