Altonas Parteien wollen keinen Ärger mit den Bürgern

Perlenkette, so werden die neuen Gebäude an der Elbkante in Altona gern von Stadtplanern bezeichnet. Und tatsächlich dürfte diese Ecke am alten Fischereihafen zu den reizvollsten Lagen Hamburgs zählen. Umso mehr zeichnet sich jetzt ein zähes Ringen um die Bebauung dort ab, um die letzten Glieder der Kette, wenn man so will: Im Blickfeld sind dabei zurzeit vor allem ein geplanter 60 Meter hoher Wohnturm und die alte Seefahrtsschule an der Rainvilleterrasse, die etwas oberhalb am Elbhang in Ottensen liegt. "Elbe eins", so nennt Architekt Carsten Roth sein Turmprojekt, das er für das Unternehmen Aug. Prien entworfen hat.

Statt eines großen Blocks - wie ursprünglich dort vorgesehen - will Prien auf der sogenannten Sichelfläche hinter dem gerade restaurierten Kaispeicher D Turm und zwei weitere Häuser bauen. Das Problem: Der Bebauungsplan lässt dort nur eine Höhe von knapp 28,5 Metern zu und müsste für den - allerdings sehr schlanken - Turm geändert werden. Bei einer Anhörung des Altonaer Planungsausschusses über eine mögliche Planänderung zugunsten des Turmes wurden nun sehr unterschiedliche Stimmen dazu laut. "Gefühlt würde ich sagen, die Mehrheit steht dem Turm eher kritische gegenüber, wir werden ihn wohl ablehnen", sagt CDU-Bezirksfraktionschef Uwe Szczesny. CDU und GAL bilden in Altonas Bezirksparlament die Mehrheit. Auch Altonas Verwaltungschef, Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose, ist eher turmkritisch: "Wir sollten den Bebauungsplan nicht ändern und dort einen neuen Streit entfachen", sagt er.

Angesichts dieser kritischen Einschätzungen sieht inzwischen selbst Aug.-Prien-Geschäftsführer Frank Holst offensichtlich kaum noch Chancen für den Turm. Man wolle eventuell darauf verzichten, sagte er der "Welt".

Offen ist auch noch das Schicksal der Seefahrtschule. Die Rickmers-Reederei will das 1935 gebaute Gebäude abreißen und dort ein neues Reedereizentrum bauen. Doch seit Monaten gibt es Streit über einen freien Elbblick - auch wegen der Prienschen Turmpläne, die Rickmers ablehnte. Noch immer verhandelt das Unternehmen daher mit der Stadt über einen Verkauf des städtischen Grundstücks. "Wir halten aber an unseren Plänen fest", sagte eine Reedereisprecherin dem Abendblatt. Dennoch ist die Bezirkspolitik offenbar verärgert über das lange Verhandeln. "Diese Hinhaltetaktik von Rickmers ist ärgerlich, man sollte dort bald mit anderen Interessenten verhandeln", so CDU-Politiker Szczesny. So weit wie die SPD wollen CDU und GAL aber noch nicht gehen. Die Sozialdemokraten schlagen vor, die alte Seefahrtschule zu erhalten und daraus ein Künstlerquartier zu machen.