Sähe das Abendblatt heute noch so aus wie am 14. Oktober 1948, dem ersten Tag seines Erscheinens, es täte sich ziemlich schwer am Markt. Damals hatte es nur acht Seiten, auf denen kaum Fotos zu sehen waren. Heute bringt es eine normale Abendblatt-Ausgabe werktags auf 28 Seiten. An Fotos, fast alle in Farbe, herrscht kein Mangel.

Zeitungen verändern sich. Das haben sie immer getan, das werden sie immer tun. Wenn sie sich erneuern, tragen sie neuen technischen Möglichkeiten oder veränderten Bedürfnissen ihrer Leser Rechnung. Oder sie reagieren auf den Einfluss neuer Medien. So ist es wohl kein Zufall, dass 1952, also in dem Jahr, in dem in Deutschland das Fernsehen vom Probe- in den Regelbetrieb überging, eine neue Zeitung namens "Bild" erschien, in der Fotos eine tragende Rolle spielten.

Fortschritte in der Reproduktionstechnik ermöglichten es, dass heute fast alle Zeitungen im Vierfarbdruck erscheinen. Es gibt aber auch immer Blätter, die sich Neuerungen widersetzen. So haben die "FAZ" und die "Neue Zürcher Zeitung" erst vor wenigen Jahren auf ihren bis dahin bilderlosen Titelseiten Fotos zugelassen.

In den letzten Jahren hat sich das Zeitungs- und Zeitschriftendesign unter dem Einfluss des Internets stark verändert. Zeitungs- und Magazinseiten glichen mit zahlreichen Kästen und Grafiken, sogenannten Zusatzelementen, dem Layout von Websites. Insbesondere das Nachrichtenmagazin "Focus" war hierbei Schrittmacher.

Mittlerweile ist aber ein entgegengesetzter Trend zu beobachten. Immer mehr Blattmacher erkennen, dass es keinen Sinn macht, mit dem schnellen Internet in puncto Aktualität in Konkurrenz zu treten. Stattdessen werden Zeitungen und Zeitschriften als Medien begriffen, die ihren Lesern vor allem Hintergrund und Analyse bieten müssen. Diesem neuen Anforderungsprofil entspricht ein eher ruhiges, unaufgeregtes Zeitungslayout. Auch das Abendblatt richtet sich mit seinem Relaunch nach dieser Maxime.