Wenn Ole von Beust bei Bürgerschaftssitzungen in Zukunft nicht mehr ganz so ausgeglichen wirken sollte, könnte das wohl dem Fehlen von Johanna Hussain zugeschrieben werden. Obwohl die adrette Frau in der weißen Bluse mitnichten in der politischen Sphäre schwebte, sondern solide in der Rathausdiele geerdet war: den Schlüsselkasten im Auge hatte, den Brandmelder, die Rathaus-Besucher. Und eben auch den Bürgermeister. Seit gestern ist das vorbei. Die 64-Jährige ging in den Ruhestand.

Johanna Hussain ist eine quirlige Frau mit einer fast jugendlichen Stimme. Ihr Nachname stammt vom irakischen Ehemann. Sie hat ein Faible für Elvis Presley, für ihre Autogrammsammlung, für das Rathaus - und für Ole von Beust.

Alles begann mit dem Skandal um Ronald Schill. "Der Bürgermeister hat mir sehr leidgetan, da habe ich ihm einfach einen Strauß Blumen raufgeschickt", sagt sie. "Drei Tage später ist er zu mir gekommen und hat gefragt: 'Darf ich Sie in den Arm nehmen?'" Er durfte.

Gestern durfte er es erneut - sogar ohne zu fragen. "Sie ist die Fürsorglichste von allen", sagte Beust. "Wenn sie bei Bürgerschaftssitzungen sah, dass ich mich geärgert habe, dann hat sie hinter den Glastüren Faxen gemacht." Faxen werden ihm künftig auch andere machen - nur nicht immer so nette.