"Ich bin überhaupt kein Facebook-Fan, aber als ich von der geplanten Kita-Gebührenerhöhung las, war ich richtig wütend und musste meinen Ärger jemandem mitteilen. Bei Facebook habe ich mir Luft gemacht und meine Freunde zur Gruppe eingeladen. Dass ich damit Massen mobilisieren würde, war mir nicht klar", sagt Jan Gebert.

Die von dem 36 Jahre alten Vater zweier kleiner Söhne initiierte Facebook-Gruppe "Gegen die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren" wächst stündlich. Über das soziale Netzwerk im Internet haben sich seit Anfang April bis gestern knapp 1100 Hamburger zusammengetan, um gegen den aktuellen Beschluss des Hamburger Senats, die Gebühren und die Essensbeiträge für Kindertagesstätten und Horte zu erhöhen, aktiv zu werden. Per Computer organisieren sie Demos und Meetings.

Erste Resultate des Facebook-Auftritts sind ein Treffen von Gruppenmitgliedern im realen Leben, eine für kommenden Montag geplante Demonstration von "Eltern und familienfreundlichen Hamburgern" auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz sowie eine Anfrage des Landeselternausschusses Kindertagesbetreuung Hamburg (LEA), bei Protest und Aktionen gemeinsame Sache zu machen. "Mit so einer Resonanz habe ich absolut nicht gerechnet", sagt Gebert. Längst tauschen sich betroffene Eltern im Minutentakt in der virtuellen Gruppe über Pinnwandeinträge aus, verbreiten Neuigkeiten, Ideen, knüpfen Kontakte zu Kitas, stellen Kopiervorlagen für den Demoaufruf ins Netz mit der Bitte, sie als Handzettel zu verteilen - für alle jene Menschen, die das Portal Facebook nicht nutzen. Thomas H. schreibt: "Wir bräuchten Freiwillige, die ein paar Sachen vorbereiten oder organisieren. Zu einer Demo gehören natürlich Transparente. Können einige von Euch da was machen? Ich habe im Internet nach Trillerpfeifen geschaut. Da kann ich mich gerne drum kümmern und so 300 Stück bestellen. Hat jemand andere Ideen?" Denise H. reagiert prompt: "Jedes Kind bringt ein Bild mit, und die Eltern unterschreiben auf dem Flyer. Danach wird es zum Rathaus gebracht."

Jan Gebert ist mittlerweile so etwas wie der Moderator der Hamburger Kita-Gemeinde auf Facebook, die zwei Hauptsignale in die Welt sendet: "Wir machen auf die Diskrepanz zwischen der familienfreundlichen Bundespolitik und der familienschröpfenden Landespolitik aufmerksam." Und: "Wir wollen eine Antwort für die Zukunft: Wer trägt die Kosten für die Bildung und Ausbildung unserer Kinder?"