Die HafenCity gilt bundesweit als Vorzeigeprojekt für ökologische Geschäftsbauten. Das besagt eine Studie.

Hamburg. Bislang ist der Umweltgedanke insbesondere im privaten Wohnungsbau in Mode. Häuslebauer versuchen mit Niedrigenergiehäusern und innovativen Techniken Kosten zu sparen. Dabei wird grünes Bauen (im Fachjargon Green Building) bei Investoren und Anlegern immer beliebter.

"Nachhaltig gebaute und bewirtschaftete Immobilien erzielen im Vergleich zu konventionellen Bauten kontinuierliche Kostenvorteile, höhere Mieterträge und höhere Immobilienwerte", heißt es in einer neuen Studie des Hamburger Fondsanbieters Hesse Newman Capital.

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Zwar seien die Baukosten im Einzelfall höher, aber die Nebenkosten fallen in grünen Gebäuden im Schnitt um 30 bis 33 Prozent geringer aus. Laut einer US-Studie steige zudem die Mieterzufriedenheit um 27 Prozent, und die Produktivität der Mitarbeiter erhöhe sich um fünf Prozent.

Dass Green Buildings nicht nur zufriedener machen, sondern auch die Kosten drücken, kann Merlin Koene, Sprecher von Unilever in Deutschland, nur bestätigen. Die Stromkosten in der neuen Unternehmenszentrale in der HafenCity seien um 61 Prozent gesunken, die Wärmekosten um 40 Prozent. Unilever ist 2009 von der Dammtorstraße in den Neubau im Hafen gezogen. "Durch die Ersparnis bei den Betriebskosten refinanziert sich der Umzug in kürzester Zeit", so Koene.

Die HafenCity gilt als eine der Wiegen für Green Buildings in Deutschland. Acht Bauten, darunter das neue Unilever-Haus, das Gebäude des Spiegel-Verlags und die Greenpeace-Zentrale haben sich laut Susanne Bühler, Sprecherin der HafenCity-Gesellschaft, bereits nach dem neuen ökologischen Standard der HafenCity zertifizieren lassen. In weiteren Neubauten - auch mit Wohnungen -, die künftig in der östlichen HafenCity errichtet werden, stehe die Verpflichtung zum grünen Bauen oft in der Ausschreibung. So auch beim Grundstücksangebot für Wohnen am Park am Lohsepark: Hier wurde für die Grundstücksvergabe für 300 bis 350 Wohnungen zur Auflage gemacht, dass die Gebäude dem Standard des HafenCity-Umweltzeichens entsprechen.

"Vor allem in der Zertifizierung hat sich Hamburg einen Namen gemacht", sagt Michael Bauer, Geschäftsführer vom Stuttgarter Bauexperten Drees & Sommer Advanced Building Technologies. Die Stadt hat 2007 als erste Region mit dem Gold-Zertifikat eine Messlatte zur Beurteilung von Green Buildings entwickelt. Dieses Know-how ging in das neue Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen ein. Zudem hat Hamburg bei der Erschließung der HafenCity Vattenfall mit der Errichtung einer Fernwärmeversorgung beauftragt, die nur 175 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Wärme verursacht. Bei einer normalen Gasheizung sind es 260 Gramm. Auch alte Immobilien werden umgerüstet. So trimmt die Deutsche Bank ihre Frankfurter Zwillingstürme gerade für 200 Millionen Euro auf Grün. Später sollen auch andere Standorte nachgerüstet werden.

Anleger sind interessiert: Hesse Newmann hatte einen geschlossenen Immobilienfonds aufgelegt, der schnell platziert war. Ein neues Angebot soll demnächst kommen. Die Deutsche-Bank-Tochter Rreef hat das neue Unilever-Haus gekauft und es in einen offenen Immobilienfonds gesteckt.