Es war ein Schock für Monika F., als sie jüngst einen Brief ihres Vermieters öffnete. Die Immobilienfirma verlangte von der Hartz-IV-Empfängerin eine Heizkostennachzahlung von sage und schreibe fast 1500 Euro. Umgehend wandte sich Monika F. an den Mieterverein zu Hamburg: "Natürlich haben wir sofort erkannt, dass diese Nachzahlung völlig überzogen ist", sagt Eckhard Pahlke, seit 36 Jahren Vorsitzender des Vereins. Nachdem sich ein Jurist des Mietervereins einschaltete, musste der Vermieter schließlich zugeben, dass der Warmwasserzähler defekt war. Die Nachforderung wurde schließlich auf 461,83 Euro gekürzt.

Dieses ist ein klassischer Fall für den Mieterverein zu Hamburg, der heute seinen 120. Geburtstag feiert. Der Verein hat rund 58 000 Mietglieder und vertritt damit etwa neun Prozent der Mieter in der Hansestadt. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Mitglieder um rund 22 Prozent gestiegen. Die Zahl der persönlichen Beratungen hat sich von 19 100 auf 29 100 erhöht: "Wir sind dann zur Stelle, wenn die Mieter von ihren Vermietern ungerecht behandelt werden. Dazu gehören beispielsweise drastische Mieterhöhungen oder falsche Quadratmeterangaben in Mietverträgen", sagt Pahlke.

Aktuell beschäftigt sich der Mieterverein mit einem Fall, der bereits für Schlagzeilen sorgte: Gegenüber dem CDU-Politiker Thorsten Kuhlmann macht der Mieterverein rund 12 000 Euro geltend. Die Kuhlmann Grundstücks GmbH, deren Geschäftsführer und Gesellschafter Kuhlmann ist, soll als Vermieter die Größe seiner Wohnungen am Roßberg (Eilbek) falsch angegeben und so mehr Miete erhalten haben: "Wir vertreten vier Mieter, die aufgrund falscher Quadratmeterangaben in den mit Herrn Kuhlmann geschlossenen Mietverträgen einen Anspruch auf Rückzahlung von rund 12 000 Euro haben", sagt Siegmund Chychla, Zweiter Vorsitzender des Mietervereins. Da es sich um Wohnungen von Hartz-IV-Empfängern handelt, kommt der Steuerzahler über die Arge dafür auf. Die hat bereits eine Strafanzeige wegen der Eilbeker Wohnungen gestellt.