Nicht vertretbar

"Gebührender Protest" und Kommentar zu Kita-Gebühren: "Senat verliert sein politisches Gespür", Hamburger Abendblatt, 14. April

Sehr geehrter Herr Senator Wersich, Sie müssen die Folgen der Finanzkrise und der hohen Verschuldung unserer Stadt bewältigen. Das ist eine schwere Aufgabe, die Sie für unsere Stadt in Angriff nehmen. Alle von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen werden schmerzhaft sein, die Erhöhung der Kita-Gebühren ist dennoch nicht vertretbar. Gilt die ausgestreckte Hand unserer Stadt, das Willkommen für alle Kinder in Hamburg? Freut sich Hamburg über jedes Kind? Warum gibt es immer mehr Einkind-Familien oder Kinderlose in Hamburgs Mittelschicht?

Die wirtschaftliche Herausforderung für junge Eltern kann man bildhaft darstellen: ein Kind - ein Reihenhaus. Das sind die Kosten für jedes Mittelschichtkind von der Geburt bis zum Ende des Studiums. Ganz zu schweigen von Ärger über fehlende Kitaplätze oder fehlende Teilzeitjobs für Mütter. Wem wäre vorzuwerfen, dass sie und er sich für nur ein Kind entscheiden? Oder die Lebensvariante Zweitwohnung und kinderlose, tolle Karriere wählen? Müssen wir befürchten, dass eine Senatsriege von überwiegend Kinderlosen den schwierigen Alltag und die Lebensverhältnisse von Familien mit Kindern nicht versteht? Einkommenstabellen geben begrenzten Aufschluss, auch wenn Kita-Gebühren daran gekoppelt sind. Werden Glück wie Last der Elternschaft Privatangelegenheit? Oder gehört Kindererziehung zum Gemeinsamen, das alle Bürger unserer Stadt verbindet und unser Handeln füreinander bestimmt? Kinder sind die Zukunft, sagen wir ja alle immer wieder. Zukunft ist aber nicht nur die nächsten zehn Jahre, bis die schlimmsten Schuldenberge Hamburgs unter Kontrolle sind. Der Senat hat gegen viel gut gemeinten Rat die Kita-Gebühren erhöht. Wir Hamburger müssen uns jetzt fragen, wie wir jenseits der Politik einander helfen und einander unterstützen können. Vielleicht werden Parteimitglieder aus der CDU und der GAL austreten, weil sie statt Mitgliedsbeitrag lieber die erhöhte Kitagebühr der Nachbarsfamilie mittragen wollen?

Sigrid Berenberg, per E-Mail

Mittlere Einkommen

Vielen Dank für Ihre Berichterstattung. Diese Erhöhung betrifft vor allem diejenigen, die schon auf zweifache Weise Leistungsträger der Gesellschaft sind: berufstätige Paare, die gleichzeitig Kinder erziehen. Sie tragen mit ihrem Einkommen bereits erheblich zu den Steuereinnahmen der Stadt bei und versorgen gleichzeitig die Kinder, die später mit ihrem Einkommen die gesellschaftlichen Aufgaben finanzieren werden. Dabei sind nicht nur hohe Einkommen betroffen, sondern vor allem mittlere: 3900 Euro für Familien sind für das Leben einer Familie mitten in der ansonsten lebenswerten Stadt Hamburg bei Weitem kein Reichtum.

Viola Kobabe, per E-Mail

Instinktlos

"Ahlhaus ließ auch Zweitwohnsitz mit Steuergeldern sichern" und ",Die Kritik ist eine Unverschämtheit'", Abendblatt, 14. April

Nein, Herr Innensenator, nicht die Kritik der Opposition ist eine Unverschämtheit, sondern Ihr Verhalten, wie Sie als verantwortlicher Politiker dieser Stadt mit berechtigter Kritik umgehen. Erklären Sie, insbesondere den Eltern, die nun mit erhöhtem Kindergeld zur Kasse gebeten werden, Ausgaben in Höhe von etwa 1,2 Millionen Euro. Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit ist an Instinktlosigkeit kaum noch zu übertreffen.

Wolfgang Gläsener, per E-Mail

Eigenbeteiligung

Da kann der Hamburger Steuerzahler ja noch von Glück reden, dass der Herr Senator nicht in ein renovierungsbedürftiges Schloss umzieht. Eine nennenswerte Eigenbeteiligung an den Kosten hätte dem Amtsinhaber gut angestanden. Warum werden solche Vorgänge nicht kostenmäßig gedeckelt?

Werner Berndt, per E-Mail

Entsprechende Bleibe

Wenn Herr Ahlhaus als Innensenator ein so ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis hat, soll er sich entsprechend absichern. Wenn diese Absicherung jedoch in sein Privathaus eingebaut wird und damit für die Zeit nach Ahlhaus dem Nachfolger nicht zur Verfügung steht, dann ist das rausgeschmissenes Geld. Der Innensenator kann für seine Amtszeit eine entsprechend abgesicherte Bleibe beziehen, die der Stadt gehört und für die Nutzung eine adäquate Miete zahlen.

Ulrich Schauer, per E-Mail

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