Die Eisdecke hat verhindert, dass genug Sauerstoff produziert werden konnte und sogenannte Faulgase entweichen konnten.

Hamburg. Wenn Hamburgs Spaziergänger dieser Tage in der Natur die frische Luft genießen wollen, kann es passieren, dass ihnen ein beißender Gestank in die Nase steigt. Der Geruch und Anblick von Fisch- und Vogelkadavern vermiest manchem den Frühlingsanfang.

Schuld hat der lange Winter. Besonders die Fischbestände in sehr flachen Stehgewässern sind teilweise massiv zurückgegangen. Vor allem Besitzer von Privatteichen in Bergedorf klagen über hohe Sterberaten. Grund: Wochenlang versiegelten Eis und Schnee die Seen, Teiche und Tümpel. Entstandene Faulgase konnten nicht mehr entweichen und ließen zahlreiche Tiere qualvoll ersticken. "Selbst in normalen Wintern sterben Fische, das ist nichts Ungewöhnliches. Dass es in diesem Jahr gravierender ist, liegt daran, dass die Eisdecke längere Zeit komplett verschlossen war und Algen ohne Licht keinen Sauerstoff produzieren konnten", sagt Lars Schmidt, Pressesprecher des Bezirks Mitte. Auch ins Eis geschlagene Löcher konnten die ausreichende Belüftung nicht gewährleisten.

Die durch das Tauwetter aufgestiegenen Kadaver werden nun durch die Stadtreinigung von der Wasseroberfläche geborgen und entsorgt, um das "Umkippen" der öffentlichen Gewässer zu verhindern.

Vor wenigen Tagen trieben dann auch ein paar tote Wasservögel auf der Alster. Der strenge Winter habe für eine natürliche Auslese gesorgt, da das Nahrungsangebot in den vergangenen Monaten sehr dünn gewesen sei, so Sven Baumung, Vogelexperte beim Naturschutzbund in Hamburg. Dadurch seien vor allem alte und schwache Tiere verendet. Peter Hansen, Pressesprecher des Bezirks Nord, schließt nicht aus, dass vereinzelt weitere Vogelkadaver angetrieben werden könnten, und bittet daher, neue Funde umgehend bei der jeweils zuständigen Behörde zu melden.

Bisher schließen Experten einen Virus oder Vergiftungen als Ursache für das Massensterben der Tiere aus, da es sich beim Fischsterben um ein generelles Problem in Norddeutschland handle, sagt Bernd Quellmalz, Sprecher des Nabu Deutschland. Trotzdem werden die eingesammelten Kadaver derzeit vom Institut für Hygiene und Umwelt untersucht. Erst im Verlauf des Sommers soll dann geprüft werden, ob die Bestände einzelner Teiche aufgestockt werden müssen. In der Regeneration der Teiche sieht Lars Schmidt vom Bezirk Mitte vorerst jedoch kein Problem. Die Natur werde mit einem harten Winter fertig.