An der evangelischen St.-Pauli-Kirche wurde eine Herberge für die vom Aussterben bedrohten Nachtschwärmer geschaffen.

Hamburg. Wenn ein Pastor Fledermäuse aus seiner Kirche vertreiben will, bräuchte er diese lediglich zu konfirmieren, um sie für immer loszuwerden - das sagt ein alter Kirchenwitz. Gestern nun wurde an der St.-Pauli-Kirche eine Aktion gestartet, die genau die umgekehrte Wirkung erzielen soll. Die Deutsche Wildtier-Stiftung und die Ökumenische Stiftung für Schöpfungsbewahrung brachten in der evangelischen Kirche eine Herberge für die bedrohten Nachtschwärmer an. Denn alle der 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.

Früher seien Kirchen die traditionelle Brutstätte für die nachtaktiven Säugetiere gewesen, weiß Birgit Radow, Geschäftsführerin der Deutschen Wildtier-Stiftung, die gemeinsam mit Pastor Dr. Arnd Heling von der ökumenischen Stiftung die Aktion initiierte. Durch Restaurierungsarbeiten an alten Gemäuern gingen stetig frühere Schlupfwinkel und Brutplätze verloren, sagt Sieghard Wilm. Der Pastor der Gemeinde St. Pauli und Hobby-Naturbeobachter präsentierte freudig eine der hölzernen Herbergen, welche von einer Behinderten-Werkstatt gefertigt werden und 100 Tieren Platz geben.

Über das Ziel sind sich alle drei einig: Bewusstsein und Interesse für die heimische Natur wecken. Diese Aktion biete eine originelle und sinnvolle Idee, sich aktiv am Artenschutz zu beteiligen und neue Lebensräume zu schaffen, fasst Heling zusammen. Die Initiatoren wollen auch mit negativen Vorurteilen gegenüber den geschickten Fliegern aufräumen, denn Fledermäuse werden oft als "blutsaugende oder dämonische Wesen" betrachtet. In der Realität seien sie äußerst faszinierende und harmlose Tiere, so Birgit Radow.

Eine Wanderausstellung durch 100 norddeutsche Kirchengemeinden soll die Aktion nun bekannt machen.