Ein Eigentor

"Hamburgs Eltern sollen für Kitas 30 Millionen mehr bezahlen", Kommentar "Ein Sparkurs mit Maß" und Ansichtssache "Der Senat zerkratzt sein Aushängeschild", Hamburger Abendblatt, 26. und 27./28. März

Von den Ankündigungen der Regierung, es würde für die Familien etwas getan, rückt der Senat meilenweit ab. Es sollten Kitaplatz-Garantien gegeben werden, die verschoben werden. Und dazu kommt jetzt auch noch eine drastische Gebührenerhöhung. Nicht weil die Kosten davonlaufen, nein, weil der frühere Finanzsenator Freytag seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Er ist der Verantwortliche, der der Sozialbehörde diese Erhöhung aufgezwungen hat. Wen verprellt man mit dieser Erhöhung? Es trifft vor allem die Elternteile, die man zur CDU-Stammwählerschaft zählen kann. Ein Eigentor. Wahrscheinlich ziehen wir aufgrund der Kita-Gebührenerhöhung jetzt nach Schleswig-Holstein. Dann gehen dem Senat auch noch Steuereinnahmen verloren. Für die Stadt rechnet sich die Erhöhung somit nicht.

Lutz Kirchner, per E-Mail

Schlechter Vergleich

Wenn unser Senator für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, Dietrich Wersich, die Kosten des Baus der Elbphilharmonie mit den Kosten für das "Betreiben" von Kitas vergleicht, sagt dies einiges aus über die familienfeindliche Sichtweise unserer Hamburger Politiker. Wersich sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Elbphilharmonie in den nächsten 50 Jahren von den Steuergeldern subventioniert wird, die die Kinder von heute für die Stadt Hamburg erwirtschaften werden, wenn sie denn nicht die Flucht aus dieser familienunfreundlichen Stadt angetreten haben.

Marc Osterloh, per E-Mail

Kindersegen

Alle reden davon, dass die Geburtenrate sinkt. Wie soll man mit solch einer Erhöhung der Kita-Gebühren zukünftigen Eltern den Kindersegen schmackhaft machen? So, wie sich das die Sozialbehörde vorstellt, sicher nicht.

Walter Tegeder, per E-Mail

Kurzfristig gedacht

Wie kurzfristig wird hier wieder gedacht? Die Höchstgrenze von knapp 3000 Euro Familieneinkommen ist doch auch bei Otto-Normal-Familie schnell erreicht, wenn beide in Vollzeit arbeiten und einen normalen Beruf ausüben. Nimmt man die Sekretärin und den Versicherungsangestellten mit je rund 1500 Euro netto, die mit Arbeitszeit, Pausen und Fahrtwegen jeweils an die 50 bis 55 Stunden pro Woche von zu Hause weg sind, dann zahlen sie derzeit bei einer zehnstündigen Krippenbetreuung 409 Euro, also fast ein Drittel des Einkommens eines der Elternteile.

Alexandra Dotti, per E-Mail

Tatsachen

Ihr Artikel verzerrt die Tatsachen, besonders was den Begriff "Gutverdiener" angeht. Auch ist das Beispiel einer vierstündigen Kinderbetreuung nicht geeignet, da der überwiegende Teil der Eltern eine mindestens sechsstündige Betreuung in Anspruch nimmt, um berufstätig sein zu können. Um als "Höchstzahler" eingestuft zu werden, liegt aktuell die Grenze bei einem gemeinsamen Nettoeinkommen von 3000 Euro (vierköpfige Familie). Dieser Höchstsatz (achtstündige Betreuung) beträgt 383 Euro, das zweite Kind zahlt nur ein Drittel. Unsere Familie zahlt inklusive Essen und Frühstück etwa 550 Euro. Sollten nun also der Verpflegungsanteil erhöht und der Höchstsatz auf 480 Euro angehoben werden und gleichzeitig für jedes Kind gelten (ohne Ermäßigung), würden sich unsere Kita-Kosten nicht "nur" um 100 Euro erhöhen, sondern um 400 Euro.

Frauke Ibe, Hamburg

Alle Kosten

Über den Kommentar kann ich nur den Kopf schütteln. Sicherlich sind die aufgelisteten Fakten alle richtig, aber nur auf den ersten Blick. Im bundesdeutschen Vergleich zahlen Hamburgs Eltern schon heute den Höchstsatz, ohne sichtbar mehr Leistung dafür zu erhalten. Nun soll es nochmals mehr werden. Klar, acht Euro pro Monat sind nicht viel und 100 Euro vielleicht für Gutverdienende auch nicht. Nur: Mit den Ausgaben für Kita und Hort sind ja längst nicht alle Kosten abgedeckt. Hinzu kommen Schuhe, Kleidung, sinnvolle Förderung bis hin zu gesunder Ernährung sowie Kosten für Schulbücher, Schulausflüge usw.

T. Köstelli, per E-Mail

Falscher Schritt

Ob Sie es glauben oder nicht, mit zwei Gehältern ist man schnell beim Höchstbetrag. Bei zwei Kindern (acht Stunden) sind das 550 Euro pro Monat für die Kita gewesen. Wenn jetzt beide Kinder 480 Euro kosten, weil es keine Staffelung mehr gibt, dann bedeutet das, dass wir demnächst für gleiche Leistungen fast das Doppelte bezahlen müssen. Ich werde dann fast nur noch arbeiten, um Kita-Gebühren zu bezahlen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung? Frauen, es lohnt sich nicht mehr zu arbeiten?

H. Manigel, per E-Mail

Desinteresse

Wieder eine kinderfeindliche und familienunfreundliche Entscheidung, die von unserem angeblich so kinderfreundlichen Senat beschlossen wurde. Das Geld wird sicher nicht mit jedem Cent in den Ausbau des Kita-Systems fließen, da ich auch nicht glaube, dass "im Himmel Jahrmarkt ist". Die verantwortlichen Politiker sollten sich die Einrichtungen vor Ort im Alltag angucken und sich bei Eltern und Erziehern informieren, dann würden sie schnell bemerken, dass die meisten Eltern das gar nicht mehr bezahlen können. Warum in anderen Bundesländern geringere Kita-Sätze zu zahlen sind und trotzdem umfangreichere Betreuungsmöglichkeiten und Plätze vorhanden sind, ist wohl nur mit dem Desinteresse der Politik in Hamburg und der nicht vorhandenen Lobby von Kindern zu erklären.

Christof Marheinecke, per E-Mail

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