Der Lärm, der aus dem Musikzimmer in der Louise-Schroeder-Schule in Altona dröhnt, ist ohrenbetäubend. Klaviergeklimper, Trommelklänge, Streichermelodien - keine Kombination für zarte Ohren. Auch deshalb, weil die jungen Musikanten, die auf den Instrumenten spielen, in dieser Formation noch nie zusammen musiziert haben. "Hört sich etwas schräg an", sagt Patricia Renz, "es hat schon einen Sinn, warum die Gruppen normalerweise einzeln unterrichtet werden."

Die Grundschullehrerin hat vor acht Jahren gemeinsam mit neun anderen Helfern den Verein Musica Altona gegründet, um Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien die Chance zu geben, Musik aus unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen, und sie für Instrumente und Lieder zu begeistern.

220 Jungen und Mädchen im Alter bis 17 Jahren sind inzwischen Teil der von der Bürgerstiftung Hamburg geförderten Initiative. Eine Erfolgsbilanz, die nun auch die Körber-Stiftung honoriert. Heute wird das Projekt im Rathaus mit der Hamburger Tulpe für interkulturellen Gemeinsinn ausgezeichnet, einem mit 10 000 Euro dotierten Preis. "Das Konzept von Musica Altona hat die Jury überzeugt", sagt Karin Haist von der Körber-Stiftung, "die Kulturen der Schüler und Lehrer unterscheiden sich genauso wie ihre Musik. Das macht den Reichtum des Projektes aus."

Für die Deutsch-Kolumbianerin Renz bedeutet die Auszeichnung einen wichtigen Schritt in Richtung Erhalt des Projektes. Da nicht alle Familien den Monatsbeitrag von 20 Euro aufwenden können, muss der Unterricht für rund 50 Prozent der Schüler subventioniert werden. "Umso mehr freuen wir uns, dass wir den Preis gewonnen haben", sagt Renz und eilt in das Musikzimmer, "die Kinder wollen schließlich unterrichtet werden."