Endlich wieder "DSDS"! Die Leitungen sind freigeschaltet und wir können wieder anrufen. Dieter is back! Und auch in dieser Staffel hat RTL an bewegenden Schicksalen nicht gespart. Wir können unsere Stimme Ex-Knackis und Familienvätern mit einer medientauglichen Vergangenheit geben und uns an Dieters Fäkalsprache ergötzen. Nur der Drogenkandidat wurde vom Bildschirm entfernt. Von einer angeblichen Übersättigung des Publikums, was Casting-Formate betrifft, keine Spur. Haben wir uns noch nicht vollgefressen an Dieter, Heidi und cholerischen Tanzcoaches? Die Zuschauerzahlen beweisen das Gegenteil: mehr als acht Millionen Zuschauer zum Staffelbeginn von "DSDS". Obwohl wir seit fast einer Dekade mit Castingshows überschüttet werden, lechzen viele Menschen danach, die Suche von Dieter und Heidi nach dem nächsten Bühnenkracher oder der nächsten Laufsteg-Sensation zu verfolgen. Auch wenn die Kandidaten oft als niveaulos und talentfreie Zone verschrien werden, sind sie mit ihren Eskapaden, Busenblitzern oder Fotoshootings in aller Munde, denn: YES! WE LOVE TO BE ENTERTAINED. Gerne lästert man über peinliche Auftritte, zu tiefe Dekolletés, nicht getroffene Töne und abgemagerte 08/15-Mädchen auf High Heels. Hierbei geht es nicht um die Leistung oder die Persönlichkeit eines Kandidaten, sondern um eine Show, die uns geboten wird und uns zumindest für den Zeitraum zwischen 20.15 und 22 Uhr unterhält. Nicht nur die Kandidaten, sondern auch die Juroren kriegen regelmäßig ihr Fett weg. In den Medien, auf Schulfluren, in Tee- und Kaffeehäusern. Überall kritisiert die Gesellschaft die Vorgehensweise und Skrupellosigkeit dieser Formate und ihrer Juroren als unmenschlich, unfair. Aber trotzdem sind sie unfassbar erfolgreich! Der eine sagt zu oft "scheiße" und degradiert in unangemessenem Ton die Kandidaten, die andere missbrauche ihre Mädchen mit Knebelverträgen. Doch so verwerflich können die Shows nicht sein, wenn sie beim Publikum so viel Erfolg haben, dass Dieter zum siebten und Heidi zum fünften Mal Deutschland nach Talenten durchforstet. Die Einschaltquoten geben ihnen recht, auch wenn der Erfolg ihrer Schützlinge eher kurzlebig ist. Und so sehr wir angeblich von den vermeintlichen Talenten genervt sind, scheinen wir sie gleichzeitig doch zu lieben. Auch für diese Hass-Liebe gilt: Ein bisschen Spaß muss sein.