Die englische Königin hat Richard William Collard eine Glückwunschkarte zukommen lassen. Der Jubilar lebt seit 1961 in Hamburg.

Hamburg. Seine Augen strahlen, er lächelt zufrieden. Stolz betrachtet Richard William Collard die Glückwunschkarte, die von einer goldenen Kordel geziert wird. Sie stammt nicht von irgendjemanden, sondern von Queen Elizabeth II. Die englische Königin hat persönlich unterschrieben und gratuliert Collard zu seinem 100. Geburtstag. Den feierte er im Aufenthaltsraum der Keitel-Stiftung in Barmbek-Süd: "Ich habe die Queen zwar nie persönlich kennengelernt, aber ich schätze sie sehr", sagt Collard.

Mitgebracht hat die Karte, die ein großes Foto der Queen ziert, der britische Honorarkonsul Claus-G. Budelmann. Außerdem schenkt Budelmann dem ältesten britischen Hamburger noch einen Blumenstrauß in den englischen Landesfarben und ein Buch über den britischen Staatsmann Winston Churchill. Sein biblisches Alter ist dem Jubilar, den eigentlich alle nur "Bill" nennen, kaum anzusehen. Er plaudert locker mit Honorarkonsul Budelmann, macht immer wieder kleine Scherze und hat ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht. Seit einigen Monaten lebt Collard nun in einer Wohnung in den Räumen der Keitel-Stiftung.

Wie berichtet, hatte Mr. Collard dringend eine neue Behausung gesucht. Seine alte Wohnung an der Fuhlsbüttler Straße lag in der Nähe der Eisenbahnschienen. Dort ratterten nachts Güterzüge entlang und raubten dem distinguierten älteren Herrn den Schlaf. Seinen Umzug hat er gut gemeistert, und er freut sich jetzt über die neue Wohnung. Die anderen Bewohner hat er auch schon kennengelernt. Und als Collard an diesem "Geburtstagssonntag" den Aufenthaltsraum betritt, schallt ihm auch gleich von mehreren Damen ein fröhliches "Hallo Bill" entgegen. An seinem Ehrentag trägt Collard einen blauen Anzug und ein gestreiftes Hemd. Natürlich darf die korrekt gebundene Krawatte nicht fehlen. Ein Gentleman hat Stil. Das weiß auch Vizekonsulin Gwen Cochrane zu schätzen. Die beiden kennen sich schon seit Jahren: "Bill kommt mich mindestens einmal im Jahr in meinem Büro besuchen. Er ist ein wunderbarer Mensch", sagt Cochrane.

Seit 1961 lebt er, unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt in England, in Hamburg. Zunächst arbeitete Collard als Sprachlehrer, doch dann sattelte er zum Handelsvertreter um. Bis heute, das ist kein Scherz, beliefert er Restaurants mit schottischen Produkten. Der 100-Jährige lässt es sich nicht nehmen, die Delikatessen selbst vorbeizubringen. Dafür nimmt er nicht etwa ein Taxi, sondern setzt sich ans Steuer seines alten Mercedes. "Vor einigen Tagen war ich erst mit dem Auto in Ahrensburg und habe acht Gläser Honig geliefert. Autofahren fällt mir leichter als laufen." Auch in Zukunft will Collard, der 1910 im englischen Kent geboren wurde, nicht kürzertreten: "Ich fühle mich gesund und werde weiter arbeiten. Das hält jung."

Honorarkonsul Budelmann hatte gestern nicht nur Geschenke mitgebracht, sondern noch eine persönliche Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen im altehrwürdigen Anglo-German Club an der Alster. Ausnahmsweise wird Collard dann nicht selber fahren. Budelmann lässt ihn von seinem Fahrer abholen.