Bio-Käufer sind nicht die besseren Menschen. Sie kaufen sich nur ein gutes Gewissen und neigen zu “unethischem und selbstbezogenem Denken“.

Hamburg. Wer ökokorrekt fleißig Bioware kauft, muss nicht automatisch ein besserer Mensch sein. Das wissen alle, die nicht jedem Ökosiegel im Supermarkt vertrauen oder zu wenig Kohle haben, um den Aufpreis für ein gutes Gewissen zu löhnen. Aber dass ausgerechnet Bio-Käufer zu Geiz neigen und sogar mit falschen Angaben kleine Beträge erschleichen - das verblüffte selbst Forscher aus Kanada, die eigentlich beweisen wollten, dass Bio-Käufer die besseren Menschen sind.

Dabei zeigten sich die Ökos weniger sozial als Käufer herkömmlicher Produkte, schreiben die Psychologen Nina Mazar und Chen-Bo Zhong (Toronto) im "Psychological Science Journal".

Was macht die Bio-Käufer böse? Das Prinzip heißt laut Fachblatt "Licensing Effect", eine Art moderner Ablasshandel. Mit dem sicheren Gefühl, beim Bio-Kauf bereits Gutes getan zu haben, lebt es sich hernach befreiter unanständig. So führe der Kauf gesunder Produkte zu "unethischem und selbstbezogenem Denken".

Die Wissenschaftler hatten 156 Studenten getestet, die in zwei fiktiven Online-Shops einkaufen sollten, einem normalen, einem Bio-Laden. Eine Gruppe durfte nur gucken, die andere auch kaufen. Wahlweise konnten die Testkäufer ihr Geld mit einem Unbekannten teilen. Die Bilanz: Bio-Käufer waren viel knickriger. Und nach einem Computerspiel um Barschaft, bei dem jeder Teilnehmer am Schluss seinen Spielgewinn selbst aus einem Umschlag nehmen durfte, schummelten die Bio-Logen, um mehr Kasse zu machen.

Ist der Griff zu "besseren" Produkten vielleicht doch eher egoistischer als sozialer Natur? Das würde erklären, warum Bio auch bei Discountern boomt, aber fair gehandelte Produkte, die zusätzlich armen Produzenten mehr Lohn sichern, vor sich hin dümpeln. Oder wandeln nur die Kanadier auf Bio-Abwegen? Und hierzulande sind die Ökos alle Apostel? Immerhin hat jeder zehnte Kanadier deutsche Wurzeln. Nach ihren Vorfahren wurden die Test-Studenten jedoch nicht befragt.