Der Chef des Hamburger Windanlagenbauers fordert Unterstützung aus der Politik und hält Kohle- und Atomkraft noch lange für unverzichtbar.

Hamburg. Hamburg hat in den vergangenen Jahren stark vom Wachstum der Windenergiebranche profitiert. Hersteller wie Repower Systems, Nordex, Siemens oder Vestas sind mit ihren Zentralen oder mit Vertriebseinheiten in der Metropolregion vertreten. Daraus ließe sich für die Stadt und die Unternehmen mehr machen, sagt Repower-Chef Per Hornung Pedersen im Abendblatt-Interview.

Hamburger Abendblatt:

Herr Pedersen, Hamburg und die Metropolregion gelten mittlerweile als eine der Hochburgen der Windkraftbranche. Wie wird das in einem Unternehmen wie dem Ihrem wahrgenommen?

Per Hornung Pedersen:

Sehr positiv. Ich hoffe, dass sich in Hamburg schnell ein Cluster für erneuerbare Energien entwickeln wird. In letzter Zeit haben sich weitere direkte Wettbewerber angesiedelt, auch Repower-Kunden wie Vattenfall oder RWE sitzen teils in direkter Nachbarschaft zu uns in der City-Nord. Mein Traum wäre, dass Hamburg zu einem Silicon Valley der Windenergie wird. Hierzu brauchen wir aber die volle Unterstützung der Stadt. Hamburg sollte diese Chance nutzen.

Abendblatt:

Was könnte und müsste die Stadt denn tun?

Pedersen:

Für den Ausbau dieser Zukunftstechnologien in der Hansestadt kann noch viel mehr getan werden, zum Beispiel die Schaffung eines Lehrstuhls für Windenergie, wie jetzt an der Fachhochschule Flensburg geschehen, den wir unterstützen, oder durch gezielte Ausbildung. Es braucht Ideen und Initiative an mehreren Stellen. Wir fördern zum Beispiel seit Jahren Studenten der Technischen Universität Harburg mit Stipendien.

Abendblatt:

Mehr als 90 Prozent von Repower Systems gehören mittlerweile dem indischen Windkraftkonzern Suzlon. Wie eigenständig können Sie denn hier überhaupt noch arbeiten?

Pedersen:

Unsere Freiheit ist so groß wie zuvor, da gibt es keinen Unterschied. Das hat letztlich auch mit dem Aktienrecht zu tun, aber entscheidend ist etwas anderes: Die Repower-Aktionäre, allen voran Tulsi Tanti, der Eigner von Suzlon, wollen, dass Repower wächst, gedeiht und stärker wird. Repower und Suzlon bieten obendrein auch völlig unterschiedliche Produkte an. Wir ergänzen uns sehr gut.

Abendblatt:

Repower vermarktet hoch entwickelte Windturbinen. Geht es Suzlon am Ende nicht auch um Technologietransfer?

Pedersen:

Das kann ich nicht erkennen. Wir haben kürzlich für Repower ein neues Technologiezentrum bei Rendsburg mit 500 Ingenieuren und technischen Mitarbeitern eröffnet. Diese Entscheidung hat Herr Tanti als Mehrheitseigner und Chef des Aufsichtsrats mit unterstützt. Man muss doch mal sehen, wo auf der Welt die größte Konzentration von Wissen über die Windkrafttechnologie angesiedelt ist: Das sind Unternehmen in einem Radius von wenigen Hundert Kilometern in Süddänemark und in Norddeutschland. Warum sollte ein indischer Konzern ein Interesse daran haben, hier sein Know-how abzuziehen?

Abendblatt:

Wird Suzlon letztlich alle Anteile an Repower übernehmen und den Minderheitsaktionären eine Abfindung anbieten?

Pedersen:

Suzlon hat im Mai 2007 gesagt, dass es Alleineigentümer von Repower Systems sein will. Wann dieses Vorhaben umgesetzt wird, weiß ich nicht. Sobald es passiert, werden wir das natürlich bekannt geben.

Abendblatt:

Werden Sie die Zahl Ihrer Mitarbeiter in Hamburg weiter erhöhen?

Pedersen:

Ich gehe davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter auch in Hamburg weiter steigen wird, obwohl Repower an den ausländischen Märkten derzeit am stärksten wächst. Rund 85 Prozent unseres Umsatzes kommen heute bereits aus dem Ausland. Aber wir sind auch hier für weiteres Wachstum gerüstet. Wir sind innerhalb eines Jahres um knapp 45 Prozent gewachsen und haben in Hamburg nun an die 300 Mitarbeiter. Repower wird weiter deutlich größer werden und seinen Hauptsitz in Hamburg behalten. Wir haben genügend Platz hier, der Standort ist international attraktiv.

Abendblatt:

Offshore-Windparks auf See gelten in der Branche als großer Zukunftsmarkt. Was erwarten Sie von diesem Geschäft in den kommenden Jahren?

Pedersen:

Die wichtigsten Offshore-Märkte sind derzeit Deutschland und Großbritannien, in beiden Ländern beginnt jetzt in großem Stil der Bau von Offshore-Windparks auf See, und dabei wollen wir einer der führenden Ausrüster sein. Wir haben viele Jahre lang über die Entwicklung der Offshore-Windkraft gesprochen - jetzt gehen Projekte in Betrieb, die schon zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts diskutiert worden waren. Daran sieht man, welch langen Vorlauf die Entwicklung und Realisierung dieser Technologie benötigt.

Abendblatt:

Der frühere Repower-Chef Fritz Vahrenholt führt heute Innogy, die Sparte für erneuerbare Energien bei RWE. Dort ist er Ihr größter Kunde, niemand hat so viele Repower-Anlagen bestellt. Ist das eine Art Filz in der Windkraftwirtschaft?

Pedersen:

Nicht im Geringsten. Ein Fritz Vahrenholt bestellt nicht einfach mal so einige Hundert Anlagen eines bestimmten Typs. Er handelt wie immer professionell, und er muss das auch tun, allein schon, weil er seinem Unternehmen und dessen Anteilseignern verpflichtet ist. Den Rahmenvertrag mit RWE Innogy mit einem Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro haben wir über einen Zeitraum von fast einem Dreivierteljahr verhandelt.

Abendblatt:

Wann werden Windkraftwerke große Kraftwerke ersetzen, wann wird man Windenergie speichern können?

Pedersen:

Die Windkraft muss Teil eines Energiemixes sein, auch die Solarenergie. Zu diesem Mix gehören auf lange Zeit auch noch Atomkraft sowie Erdgas und - idealerweise - Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung.