Man kennt das ja: Wenn man nicht alles selber macht ... Das ist zu Hause nicht anders als bei der Arbeit oder bei der Hamburger FDP.

Hamburg. Wenn der Chef nicht aufpasst, machen die Untergebenen irgendeinen Unfug. Zum Beispiel schreiben sie dann wirre Pressemitteilungen. Aber der Chef der Außerparlamentarischen Opposition, Rolf Salo, passt ja auf. Weswegen es gar keine wirren Pressemitteilungen geben kann.

Also nimmt Rolf Salo, der so modern ist, dass er per Videobotschaft seine Teilnahme an einer Parteiweihnachtsfeier absagt, die Sache selbst in die Hand. Immer am Puls der Zeit - und mit Gespür für die Themen, die den Hamburger Wähler bewegen. Und einem knackigen ersten Satz, der den Leser gleich packt. Wie zum Beispiel gestern. "Der Landesvorsitzende der Hamburger Liberalen, Rolf Salo, sagt das Ergebnis des ARD-Finales von 'Unser Star für Oslo' voraus." Wow! Auch der zweite Satz knallt rein: "Nach unseren Statistiken bei Internet-Zugriffszahlen, die im Rahmen der täglichen Medienauswertung von unserer Presseabteilung erhoben werden, steht Lena Meyer-Landrut als Siegerin fest. Nur noch ein totales Stimmversagen kann ihren Erfolg verhindern!"

Und nur noch ein totales Hirn-Versagen der Redakteure könnte verhindern, dass solche Scoops gedruckt und gesendet werden. Oder handelt es sich doch um ein liberales Zensurversagen? Die FDP hat nämlich ein eigenes Pressemitteilungsberechtigungssystem. Wer eine schreibt, muss sie per E-Mail an Salo (und die anderen Landesvorstands-Mitglieder) schicken - und wenn binnen einer Stunde kein Einspruch erhoben wird, dann gehen die politischen Ergüsse hinaus in die begierig wartenden Redaktionen. Vielleicht ist eine Stunde Frist ein wenig knapp bemessen ...