Altersarmut

"Arm trotz Arbeit" und Kommentar "Es geht um viel mehr als Kaufkraft", Hamburger Abendblatt, 6./7. März

Arbeiten für Löhne, die mit staatlichen Zuwendungen aufgestockt werden müssen, lohnen sich weder für den Bürger noch für den Staat. Das lohnt sich allenfalls für die Unternehmer. Sodann wird durch diese Maßnahme eine riesige gefährliche Altersarmut in der Bevölkerung gefördert. Politiker und Unternehmer, die jetzt maßgeblich und wissentlich an dieser Entwicklung beteiligt sind, wird das nicht berühren. Wir alle müssen uns aber klarmachen, dass wir zum Beispiel auch wissentlich und maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass Politiker und Manager nahezu immer mit großem Gewinn aus ihren Tätigkeiten hervorgehen und kaum jemals von den Folgen ihrer riskanten und fehlerhaften Arbeit betroffen sein werden.

Doris Wolff, Hamburg

Seit Jahren Programm

Ja, ja, diese Entwicklung ist doch aber schon seit Jahren Programm in unserer Republik. Politik sitzt unterdessen überversorgt gefangen im eigenen Paralleluniversum und versucht krampfhaft, die Pfründe über Seilschaften in alle Richtungen zu sichern. Wie sonst lässt sich der beschriebene und durch die Politik akzeptierte Verfall der Löhne und Gehälter erklären? In der Zwischenzeit erhöht sich das "Erkenntnis-Risiko" für die Heranwachsenden in den Familien der arbeitenden und trotzdem auf Grundsicherung angewiesenen Eltern, dass sich Arbeit offensichtlich nicht lohnt. Man "wundert" sich über die ausufernde Gewaltbereitschaft auf der Straße - und installiert Videoüberwachungskameras. Die Spirale wurde schon vor Jahren zum Drehen gebracht. Es ist etwas faul im Staate Deutschland.

Ralf Kinkel, per E-Mail

Tragisch, aber ...

So tragisch die beschriebenen Fälle auch alle sind - das ist von der Politik ausdrücklich gewollt. Ziel der Einführung von Hartz I bis IV etc. ist der Aufbau des größten Niedriglohnsektors in der EU.

Zur Erinnerung: Unser Altbundeskanzler Schröder bestätigte das am 28. Januar 2005 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. "... Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt ... Und wir sind sicher, dass das veränderte System am Arbeitsmarkt erfolgreich sein wird ..." Dazu erübrigt sich jeglicher Kommentar.

Lieselotte Schulz, per E-Mail

Die Auswirkungen

Mitte der 90er war es erklärtes Ziel der rot-grünen Regierung, die Zahl der Arbeitslosen zu senken und gleichzeitig den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren. Vor dem Hintergrund der Globalisierungsdebatte wurden die Rechte der Arbeitnehmer beschnitten, und die (Real-)Einkommen begannen zu sinken. Die Auswirkungen erleben wir nun täglich; sie machen auch nicht halt bei gut qualifizierten Arbeitnehmern. Infolgedessen wurden die sozialpolitischen Rahmenbedingungen reformiert: Die Arbeitgeber werden indirekt subventioniert, da niedrige Löhne durch staatliche Transferleistungen aufgestockt werden. Vergessen wird, dass mit den niedrigen Beiträgen zur Sozialversicherung ganze Familien gesetzlich krankenversichert sind und Rentenansprüche erworben werden. Steuern werden nicht in nennenswertem Umfang gezahlt, allerdings werden auch von Niedriglöhnern Kindergärten, Schulen, Straßen, Schwimmbäder und Theater genutzt. Wichtig ist, dass jeder Mensch lernt, rechtzeitig sein Lebensmodell zu entwerfen, und sich Ziele setzt, um auch der Falle der niedrigen Löhne zu entkommen.

Dagmar Gutzeit, Norderstedt

Sicherheit fehlt oft

Wer in einer reichen Stadt wie Hamburg zu den Tausenden gehört, die trotz Lohn kaum über die Runden kommen, der kann sich nicht wirklich glücklich schätzen.

Wer trotz Vollzeitjob noch mit Hartz IV bezuschusst werden muss, fühlt sich für dumm verkauft. Und doch leben die meisten von der Hoffnung. Der Hoffnung, dass sie irgendwann aus dem tiefen Loch herauskommen. dass ihr Fleiß belohnt wird. Die trübe Milch, in der sie strampeln, irgendwann zu Butter wird. Bedenklich finde ich, dass in diesen schlecht bezahlten Jobs nicht nur die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, sondern auch fast selten Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Zu sehr kann man sich darauf verlassen, dass die Billiglöhner schweigen werden.

Sylvia Knelles, per E-Mail

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Wir müssen uns sinnwahrende Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de