In 180 Tagen von Hamburg nach Kapstadt. Entlang der Route unterstützt Diplom-Ingenieur Hendrik Kempferts 15 verschiedene Hilfsprojekte.

Hamburg. Ein Mann und sein Motorrad. Mehr als 21.000 Kilometer, teils quer durch die Wüste. In 180 Tagen von Hamburg-St. Pauli nach Kapstadt. Das ist das Drehbuch für Hendrik Kempferts ganz persönliches "Easy Rider"-Abenteuer, das heute beginnt. Allerdings ist der 38-Jährige eher ein "Social Rider". Denn entlang der Route nach Südafrika unterstützt der Diplom-Ingenieur, der sich bei seinem Arbeitgeber für diese Reise eine sechsmonatige Auszeit ausgehandelt hat, 15 verschiedene Hilfsprojekte. "Ich habe schon so etwas wie ein soziales Gewissen", sagt der gebürtige Kieler. "Ich könnte nicht bloß als Tourist durch einige der ärmsten Länder der Welt reisen, ohne zu helfen. Wenn ich mir schon den Luxus dieser Tour leiste, dann will ich wenigstens etwas zurückgeben."

"Du bist Afrika" hat Hendrik Kempfert, der auf St. Pauli lebt, sein Projekt getauft. "Ich finde, wir als Europäer sind gefordert, das Leben der Menschen dort so gut wir können zu verbessern." Geträumt habe er von einer solchen Tour schon immer. Schon als Jugendlicher, als seine Mutter, medizinisch-technische Assistentin in einer Kieler Klinik, ihm sogar heftig davon abgeraten hatte, überhaupt einen Motorrad-Führerschein zu machen. Oder als Student, als er im Fernsehen einen Beitrag über geführte Biker-Touren durch Afrika sah. "So etwas hätte ich mir damals natürlich nie leisten können."

Mit Kosten von etwa 30 Euro pro Tag rechnet Hendrik Kempfert. Etwa ein halbes Jahr hat er sich auf die Tour vorbereitet. Hat verschiedene Visa beantragt und sämtliche Impfungen über sich ergehen lassen - und auch seine Royal Enfield, Baujahr 1981, hat er fit gemacht für die große Herausforderung. Jetzt, kurz vor der Abreise, wird noch einmal jedes Detail des Einzylinder-Motorrads in 60er-Jahre-Optik, mit dem Hendrik Kempfert maximal mit Tempo 90 km/h unterwegs sein wird, überprüft. "Diese Maschine hat eine relativ einfache und robuste Technik." Es sei entscheidend, dass er im Fall einer Panne selbst an seinem Motorrad rumschrauben könne. "Denn im Sudan läuft das wohl kaum wie hier: Handy raus, Notruf absetzen, und schon sind die gelben Engel da."

Bis zu 400 Kilometer pro Tag will er innerhalb Europas zurücklegen, in Afrika 200. "Ich möchte bleibende Eindrücke sammeln und nicht nur durch die Landschaft heizen." Erst nach der Weltmeisterschaft wird er am Kap ankommen. "Mit dem Großereignis hat meine Reise nichts zu tun", sagt der FC-St.-Pauli-Fan. Übernachten wird er jeweils in den Dörfern, in denen die von ihm geförderten Hilfsorganisationen aktiv sind. "Sie alle habe ich über die Internetplattform betterplace.org, die ganz unbürokratisch Hilfsbedürftige und Spender zusammenbringt, ausgesucht", sagt Kempfert.

Er erzählt von einer Mädchenschule in Welkite in Äthiopien, die dringend Bücher und Lehrmittel braucht. Von einem Dorf in Simbabwe, wo mehr als 100 aidskranke Kinder medizinisch betreut werden. Und von dem äthiopischen Dorf Sodo, wo er mit der Trinkwasser-Initiative "Viva con Agua" die Wasserversorgung verbessern will. "In meinem Blog werde ich berichten, wie es vor Ort aussieht. So wird hoffentlich auch der ein oder andere Daheimgebliebene zum Spenden animiert", sagt der Motorrad-Fan. Die Spenden werden über betterplace.org abgerechnet. "Ich komme mit diesem Geld nicht in Berührung, finanziere meine Reise privat."

Seine Freundin sorge sich schon ein bisschen um ihn. "Ich selbst habe zwar keine Angst, aber Respekt", sagt er. Vor möglichen Überfällen. "Rein optisch, weißer Mann auf Motorrad, bin ich für viele eine potenzielle Bank." Im Oktober geht es zurück nach Hamburg. Für die Royal Enfield per Schiff. Und für Hendrik Kempfert mit dem Flugzeug.

Mehr zum Projekt im Internet: www.socialwaydown.org