In der Krise setzt der Hersteller auf Ökomarker und Angebote für Kinder. Per Ledermann führt die Firma mit 600 Mitarbeitern in zweiter Generation.

Hamburg/Ahrensburg. Ein Telefon, eine Schreibmaschine, ein Kellerraum in Barmbek, gleichzeitig Büro und Lager, zwei junge Männer: So fängt alles an. Carl-Wilhelm Edding und Volker Ledermann kennen sich seit der Schule, wollen sich gemeinsam selbstständig machen. In dieser Zeit lehnt Ledermanns Chef, der Werbegeschenke verkauft, einen neuen Textmarker ab. Will ihn nicht ankaufen. Ledermann sieht seine Chance. Er kündigt und wird selbst mit dem Anbieter der Stifte aus Japan handelseinig. Aus dem japanischen Lion Marker wird der edding No.1.

Heute, 50 Jahre nach der Unternehmensgründung im Frühjahr 1960, ist aus den 5000 Mark Startkapital der Jungunternehmer ein florierender Mittelständler geworden. Knapp 600 Beschäftigte und trotz der Krise mehr als 100 Millionen Euro Umsatz werden aus der Edding-Zentrale in Ahrensburg gesteuert. Der Name, den die Gründer internationaler als Ledermann fanden, steht für Textmarker wie Tempo für Papiertaschentücher. "Wir haben immer schwarze Zahlen geschrieben", sagt Volker Ledermann (77). "Das gilt auch für das Krisenjahr 2009", ergänzt sein Sohn Per (34), der seit 2004 an der Spitze steht. Stellenabbau ist kein Thema, auch wenn an den Standorten Bautzen, Wunstorf und Ahrensburg zeitweilig noch Kurzarbeit gilt.

Auf drei Säulen beruht der jahrzehntelange Erfolg des Stifteherstellers. Edding, ein Tüftler, steht für Ideen, für größere Stifte, andere Formen oder neu geformte Spitzen. Eine Vertriebskooperation mit dem Kugelschreiberminenhersteller Schneider lässt die Verkäufe steigen und nicht zuletzt hat Ledermann reichlich internationale Erfahrung. Schon kurz nach dem Abitur verlässt er sein Elternhaus und ist "acht Jahre weg", wie er sagt. Sein Abenteuer beginnt in der spanischen Fremdenlegion. Doch vor allem als Verkäufer von elektromedizinischen Geräten für Siemens in Chile erwirbt er Kenntnisse über Südamerika. Noch heute ist der Subkontinent neben Europa das wichtigste Absatzgebiet.

Flops mit Bleistiften oder Kugelschreibern bleiben Ausnahmen bei der Firma, die 1970 ihre Zentrale von Barmbek nach Ahrensburg verlegt. Es wird expandiert. In Argentinien zählt die im Jahr 2000 eröffnete Produktion heute 60 Beschäftigte. In Bautzen, wo Ledermann eine marode Firma von der Treuhand kaufte und 65 Arbeitsplätze garantierte, sind inzwischen 80 Mitarbeiter tätig. Mitsamt einer kleinen Fabrik in Mexiko entstehen jährlich 150 Millionen Stifte.

Zum zweiten Standbein werden von 1965 an die vor allem von Firmen genutzten weißen Tafeln, auf denen mit Textmarkern Stichworte für Präsentationen notiert werden können. Diese lassen sich inzwischen durch ein System ersetzen, bei dem man mit einem elektronischen Stift auf einer Tafel schreibt und das Ergebnis direkt im Computer speichern kann. "E-beamen" bringt derzeit die größten Umsatzsprünge.

Für solche Neuentwicklungen stehen jedoch nur noch die Ledermanns. Carl-Wilhelm Edding ist bereits im Jahr 1986 aus der Firma ausgestiegen, er wollte um die Welt segeln. "Das war der Grund für unseren Börsengang", sagt Volker Ledermann. Das Kapital wird in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt, den Erlös für die Vorzüge erhält Edding. "Die meisten dieser Aktien habe ich nach und nach zurückgekauft", so Ledermann. Heute liegen mehr als 80 Prozent des Grundkapitals in seinen Händen und die Übergabe an die zweite Generation ist gelungen.

"Es hatte gerade ein Vorstand gekündigt, da habe ich meinen Sohn angerufen und gefragt, ob er mitmacht", erinnert sich Ledermann senior. Der Jurist Per Ledermann, in den USA zusätzlich in Wirtschaftswissenschaften ausgebildet, beendete daraufhin Beratertätigkeiten in Abu Dhabi, Dubai und Oman.

Die Folge: Per Ledermann kämpft jetzt darum, mehr Stifte bei den privaten Kunden abzusetzen. Denn die Nachfrage der Industrie lahmt. Dabei setzt Ledermann auf Kinder, für die Stiftsets mit Plänen zum Ausmalen angeboten werden. Bei der Messe Paperworld Anfang Februar in Frankfurt hat Ledermann zum ersten Mal Tinte aus Naturfarbstoffen vorgestellt. "Gerade Regierungen, Verwaltungen aber auch Banken oder Versicherungen achten darauf, wie umweltschonend ihr Büromaterial ist", erklärt er.

Volker Ledermann lebt jetzt nur noch drei Monate im Jahr in Deutschland. "Beaufsichtigen wollte ich meinen Sohn nicht", sagt er. Hauptziel für die Reisen des Seniors ist Namibia. Dort hat er das Wildschutzgebiet Etusis-Park aufgebaut - zum Schutz der seltenen Hartmann-Bergzebras.