Hamburg. Mit Uwe Michelsen hat erstmals in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Journalist den stellvertretenden Vorsitz im Rat der EKD übernommen. Der 61-jährige Hamburger leitet die NDR-Fernsehredaktion "Religion und Kirche" und engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich. Ein "Laie" ist er dennoch nicht: Michelsen ist ordinierter Pastor und war Referent in der Hamburger Bischofskanzlei, ehe er 1980 zum NDR wechselte.

Im Oktober 2009 war Michelsen als einziger Nordelbier in den Rat der EKD, das höchste Leitungsgremium, gewählt worden. Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende übernahm deren Stellvertreter, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, den Vorsitz. Die EKD-Geschäftsordnung bescherte Michelsen daraufhin das neue Amt des Stellvertreters, weil er nach dem 62-jährigen Schneider das älteste Ratsmitglied ist. Zu seinen Aufgaben gehören die zeitweilige Leitung der Ratssitzungen und Repräsentationstermine. Predigten in Festgottesdiensten und die Einführung von Bischöfen wird Michelsen allerdings den Bischöfen im EKD-Rat überlassen.

Ohnehin braucht der NDR-Redakteur für sein neues Amt "große Organisationskunst". Viele Urlaubstage und Wochenenden sind bereits für das kirchliche Ehrenamt verplant. Für Konzerte, Museumsbesuche, Radtouren und Fotografieren wird künftig kaum noch Zeit bleiben. Nur die Familie darf noch auf ein paar Urlaubstage hoffen. Arbeit und Ehrenamt hält er strikt getrennt. Für die EKD-Themen habe er sich beim NDR eine "absolute Totalabstinenz" verordnet. Auch das Schreiben von plattdeutschen Büchern wird Michelsen wohl vorerst aufgeben müssen. Von ihm erschienen sind unter anderem das "Adventskallennerbook" (Adventskalenderbuch) und Andersens Märchen auf Platt. Regelmäßig hat er früher auch plattdeutsche Radioandachten gehalten und die NDR-Sendung "Talk op platt" geleitet.