Wandsbeks Bezirkschefin ist überzeugt, dass die Kostenlücke geschlossen wird. Es sind 770 Wohnungen auf Kasernengelände geplant.

Hamburg. Mit einer Millionenspritze wird der Senat das größte Wohnungsbauprojekt nach der HafenCity retten. Davon ist Wandsbeks Bezirkschefin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) überzeugt. Es geht um mehr als 700 Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld, wo eine Art grünes Dorf mit schnuckeligen Häusern entstehen soll.

Weil sich die Behörden bei den Kosten katastrophal verplant haben, soll nun der Senat die Mehrkosten von 24,4 Millionen Euro übernehmen. "Ich bin sehr sicher, dass der Senat zahlt", sagt Cornelia Schroeder-Piller.

Kern der Fehlplanungen sind Erschließungskosten, die plötzlich bei 55 000 Euro pro Wohnung lagen. Das heißt: Bauherren hätten nicht nur das Grundstück und die Kosten für den Hausbau zu tragen, sondern auch noch die ungewöhnlich hohen Kosten der Erschließung (wir berichteten). Nachdem im Dezember vergangenen Jahres die Planungskatastrophe bekannt geworden war, rechneten Bezirk und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt alles noch einmal in einer abgewandelten Variante durch und kamen jetzt auf eine Summe von 32 000 Euro pro Wohnung. Woraufhin der Stadtplanungsausschuss in Wandsbek beschloss, den Bebauungsplan neu aufzulegen. Im Sommer kann dann die Bezirksversammlung den Bebauungsplan beschließen.

"Um die Kosten zu senken, werden 50 Wohnungen mehr gebaut, also jetzt 770; damit erhalten wir die Grundzüge des Plans", sagt die Bezirkschefin.

Für das Gebiet zwischen der Jenfelder Allee und der Charlottenburger Straße hat das Rotterdamer Architekturbüro West8 einen Plan vorgelegt, der sich sehen lassen kann. Auf 35 Hektar soll eine grüne Siedlung mit einem Stadtteilpark, hübschen Gewässern und unterschiedlichen Gebäuden entstehen. Bestandteil ist weiterhin ein ehrgeiziges Entwässerungskonzept, das Regen-, Toiletten- und Abwasser trennt. Die Grundstücke sollen direkt an Familien als Bauherren oder Baugemeinschaften vergeben werden. Jenfeld soll damit als Wohnort und Quartier aufgewertet werden. Wandsbeks CDU-Bezirksfraktionschef Eckehard Graage sagte ganz klar: "Das Millionenprojekt ist ein wichtiges Gegengewicht zu den sozial benachteiligten Gebieten in Jenfeld."

Im Jahr 2005 hatte der damalige Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) gefordert: "Das ist kein Tummelplatz für Millionäre, sondern für Menschen, die ein günstiges Eigenheim suchen."

Die Kostenexplosion hatte zu einem heftigen Streit zwischen dem Bezirk und der Baubehörde geführt, weil keiner sich den Schwarzen Peter zuschieben lassen wollte. Die Situation war so verfahren, dass Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) drohte, das Projekt über die Evokation dem Bezirk wegzunehmen. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke traut der Entwicklung noch nicht: "Dieses Wohnungsbauprojekt ist der Lackmustest für den Hamburger Senat: Es wird sich nun zeigen, ob der Senat Jenfeld und seine Bürger ernst nimmt und dem Vorhaben die nötige Priorität einräumt."