Ob seine Wohnstraße denn eisfrei sei? Nein, natürlich nicht, die sei nach wie vor in einem furchtbaren Zustand. "Aber wir haben ja Tauwetter", sagte Lutz Mohaupt.

Tauwetter - das galt gestern auch für die zuletzt etwas frostige Stimmung im Rathaus. Denn mit der Wahl des parteilosen früheren Hauptpastors an St. Jacobi zum neuen Bürgerschaftspräsidenten wurde die "Glatteis-Affäre" um Mohaupts Vorgänger Berndt Röder (CDU) zumindest offiziell beendet.

89 von 110 anwesenden Abgeordneten stimmten für den 67-Jährigen, 15 gegen ihn, fünf enthielten sich, eine Stimme war ungültig. Im Vergleich zu Röder, der 2004 und 2008 deutlich bessere Wahlergebnisse erzielt hatte, war das ein kleiner Dämpfer. Doch davon wollte der von der CDU-Fraktion nominierte Mohaupt nichts wissen. Er finde es sehr wohl "berauschend", wie viele Stimmen er erhalten habe. Die Vorgänge um Röder und die Rahmenbedingungen, unter denen er nun dessen Nachfolge antrat, wollte er nicht kommentieren.

Der seit 2004 amtierende Röder war am Sonnabend im Zuge der "Glatteis-Affäre" zurückgetreten, nachdem er sich immer mehr in Widersprüche verwickelt hatte. Dabei ging es um die Frage, inwiefern er sein hohes Amt missbraucht hatte, indem er Druck auf diverse Behörden ausgeübt hatte, seine Wohnstraße - die Frustbergstraße in Groß Borstel - von Eis und Schnee befreien zu lassen.

Die Affäre hatte gestern auch Folgen für die Besuchergruppen im Rathaus. Sie mussten komplett ohne Informationsmaterial und ohne den sonst gezeigten Film über die Bürgerschaft auskommen: Sämtliche Handbücher, Prospekte und der Film wurden von der Bürgerschaftskanzlei einkassiert und nicht mehr gezeigt. Zu oft tauche darin noch Röder auf, hieß es. Jetzt sollen neue Szenen mit Mohaupt nachgedreht werden - ohne Zusatzkosten.