"Dreißigmal Herzdruckmassage", tönt es sonor aus dem handlichen Rettungskoffer, in dem der automatisierte externe Defibrillator (AED) steckt. Die junge Passagierbetreuerin hat nur wenig Zeit, um das Kammerflimmern des Herzinfarktpatienten zu lösen. Dreißigmal drückt sie den Brustkorb herunter. Dann klebt sie die Elektroden nach Anweisung ihres unsichtbaren Helfers an die Brust, löst den Impuls aus. Geschafft: Der simulierte Herzschlag der Übungspuppe kehrt zum normalen Rhythmus zurück.

Was gestern noch als Übung präsentiert wurde, soll künftig im Ernstfall Leben retten. 66 Notfallstelen sind ab sofort auf dem gesamten Hamburger Flughafen installiert, zwei Meter hoch, feuerrot lackiert - jede kostet knapp 10 000 Euro. Im Abstand von 50 bis 70 Metern sind sie in den Terminals, der Airport Plaza, der Pier und auf den Parkplätzen aufgestellt.

Im Notfall werden Patienten oder Helfer auf Knopfdruck mit der Leitstelle der Flughafenfeuerwehr verbunden. Gleichzeitig gibt die Stele bei Bedarf den Notfallkoffer samt Verbandskoffer und Defibrillator frei. Innerhalb von zwei bis fünf Minuten würden professionelle Rettungskräfte an jedem Unfallort auf dem 570 Hektar großen Flughafen eintreffen, doch der Betreiber hofft, durch Eigeninitiative Leben zu retten.

130 000 Menschen sterben jährlich an plötzlichem Herztod, oftmals ist ein Flimmern der Herzkammer der Grund. Mit jeder Minute, die bei einem Herzflimmern verstreicht, reduziert sich die Überlebensleistung um zehn Prozent. Deshalb sind Passagiere genauso wie das Flughafenpersonal dazu aufgerufen, im Notfall selbst so schnell wie möglich einzugreifen und die Rettungsstelen zu benutzen.

"Der Defibrillator macht automatisch immer alles richtig", sagte Jörg Debatin, Chef des UKE, der das Projekt begleitet, gestern bei der Vorführung. Er könne von jedem auch ohne medizinische Vorkenntnisse benutzt werden. "Niemand, der Hilfe leistet, muss negative Konsequenzen fürchten."