Unter Beobachtung

"Präsident erhält Bewährung", Abendblatt, 18. Februar

Wenn Herr Röder erklärt, seinen Rücktritt vom Amt aufgrund des Rates von Freunden nicht zu vollziehen, kann ich nur feststellen, dass er offensichtlich die falschen Freunde (die wahrscheinlich auch jeglichen Bezug zur Realität und moralischem Anstand verloren haben) hat. In der heutigen Ausgabe des Abendblatts lese ich, dass die CDU-Fraktion Herrn Röder "unter Beobachtung" im Amt belässt. Einige Seiten weiter ist zu lesen, dass in Lübeck eine schwerbehinderte Putzfrau entlassen wurde, weil sie einige Pfandflaschen aus Mülleimern mitnahm. Ich finde es bedauerlich, dass dieser Frau nicht die Möglichkeit eingeräumt wurde, "unter Beobachtung" weiterzuarbeiten. Wie sagt man so schön: Die Kleinen hängt man, und die Großen lässt man laufen ...

Heiko Hildebrandt, per E-Mail

Klima der Angst

"Schwerbehinderte nahm Pfandflaschen aus dem Müll mit: Kündigung", Hamburger Abendblatt, 18. Februar

Die Arbeitsgerichts-Verfahren bzw. -Urteile der letzten Zeit (Frikadelle, Gummibärchen aus zu entsorgender kaputter Tüte, Kinderbett im Müll, Aufladen des privaten Handys in Firmensteckdose usw.) machen mir Angst um das Miteinander in unserer Gesellschaft. Juristisch möglicherweise einwandfrei nach den Buchstaben des Gesetzes wird ein Klima etabliert in den Betrieben, das beherrscht ist von Angst und Unsicherheit. Ich wünschte mir aber Richter, die andere Aspekte in die Beurteilung eines Falles stärker einfließen ließen. Zu kurz kommt die Würdigung der langjährig geleisteten unbeanstandeten Arbeit.

Annelie Tietze, per E-Mail

Positives Bild

"Ein showfähiger Sonnenschein", Abendblatt, 18. Februar

Magdalena Neuner trägt mit ihrem ehrlich strahlenden Gold-Lächeln - trotz geschulterter Waffe - wahrscheinlich mehr zu einem positiven Außenbild Deutschlands bei, als Politik es je könnte.

Hartwig Stoffers, per E-Mail

Wichtigste Erfindung

"Ich koche, also bin ich", Hamburger Abendblatt, 15. Februar

Ich habe mein Berufsleben als Gynäkologe und in der Hormonforschung verbracht; nach der Pensionierung habe ich Geschichte studiert und bin außerdem seit über 40 Jahren Mitglied in einem "Club kochender Männer". Bis zur Frühsteinzeit gebaren die Frauen circa alle vier Jahre ein Kind. Da sie zudem nicht alt wurden, gab es nicht viel Nachwuchs, es reichte aber, um die Population stabil zu halten. Aus hormonellen Gründen wurden sie nicht eher wieder schwanger, denn durch die damals notwendigen längeren Stillzeiten kam es zu langen Phasen der sogenannten "Still-Amenorrhoe". Dabei werden, hormonell gesteuert, Eisprünge verhindert, es ist also quasi eine innere Pille. Das war sinnvoll, denn die Frau brauchte Zeit, um sich für die nächste Gravidität vorzubereiten, zum Beispiel mit der Auffüllung des Eisendepots. Als die Menschen lernten Nahrung zu garen, haben davon nicht nur die Erwachsenen profitiert, sondern auch die Kleinkinder. Damit konnten die Mütter das Stillgeschäft eher beenden (zufüttern reicht schon), und sie bekamen früher Eisprünge - mit dem bekannten Effekt. Jetzt begannen die Menschen sich zu vermehren, verließen ihre alte Heimat und besiedelten langsam den Planeten. In der Späten Neuzeit waren die Lebensumstände so weit verbessert, dass daraus zweistellige Kinderzahlen resultieren konnten. Somit - und hier spricht der Koch - ist der Kochtopf, was man auch immer darunter verstehen mag, die wichtigste Erfindung der Menschheit, ohne die eine Entwicklung nicht möglich gewesen wäre.

Dr. Johann D. Henning, Hamburg

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

An das Hamburger Abendblatt, Brieffach 2110, 20350 Hamburg, E-Mail: briefe@abendblatt.de