Schräge Vergleiche

Hartz-IV-Streit: Merkels General weist Westerwelle zurecht", Hamburger Abendblatt, 16. Februar

Herr Westerwelle und sein Vergleich unseres Sozialsystems mit spätrömischer Dekadenz sind mir nicht verständlich. Ein soziales System, wie wir es haben, hat es in dieser Zeit nie gegeben. Kapitalkonzentration und soziale Ungerechtigkeit dagegen sehr. Wir leben in einer Republik, und das späte Rom war ein Kaiserreich. Herr Geißler setzt noch was drauf. Er vergleicht Herrn Westerwelle mit Senator Incitatus, der von Kaiser Caligula erkoren wurde. Incitatus war, wie sein Name schon sagt, ein schnelles Rennpferd und nicht etwa ein Esel. Die Herren sollten sich mit der römischen Geschichte und der Dignitas beschäftigen, bevor sie so unqualifizierte Aussagen machen und die Würde unserer Republik beschädigen.

Hartwig Nehls, per E-Mail

Kampf

Als gelernter Einzelhandelskaufmann, 43 Jahre, der zuletzt zehn Jahre im Einkauf einer Bank gearbeitet hat, bin ich inzwischen seit zehn Monaten arbeitslos. Ich unternehme alles, um "anstrengungslosen Wohlstand und spätrömische Dekadenz" zu vermeiden, indem ich täglich Bewerbungen für alle kaufmännischen Bereiche schreibe. Ich habe zwei Englischkurse in dieser Zeit "des vom Sozialstaat bezahlten Nichtstuns" absolviert und kämpfe mit dem Arbeitsamt um weitere Fortbildungsmaßnahmen, die abgelehnt werden, weil angeblich kein Qualifizierungsbedarf bei mir besteht. In zehn Monaten hat mir die Arbeitsagentur genau ein Jobangebot zugeschickt - für das Kommissionieren von Gefriergut. Ich würde mir wünschen, dass Sie, Herr Westerwelle, mal am eigenen Leib erfahren, wie enttäuschend es ist, wenn man als qualifizierter, zuverlässiger und engagierter Mensch täglich vergeblich strampelt, um wieder in "Lohn und Brot" zu kommen. Mein größter Wunsch ist es, meine Familie und mich selber zu ernähren, nicht vom Sozialstaat ausgehalten zu werden.

Ralf Turek, per E-Mail

Aufs Maul geschaut

Lasst doch den Westerwelle in Ruhe. Er hat dem Volk aufs Maul geschaut, und er hat recht.

Renate Schade, per E-Mail

Vertrauen schwindet

"Glatteis-Affäre: Heute will Röder sein Schweigen brechen", Hamburger Abendblatt, 16. Februar

Da hat er nun eine Woche Zeit gehabt, an seiner Entschuldigung zu basteln. Einen Rücktritt lehnt er selbstverständlich ab. War wohl nicht so schlimm. Aber wenn Arbeitnehmer 1,30 Euro oder ein Fischbrötchen unterschlagen, dann gibt es keine Zeit zur Rechtfertigung, sondern man wird gleich auf die Straße gesetzt. Und dann wundert man sich, dass das Vertrauen zu Politikern schwindet.

Uwe Rohde, per E-Mail

Unglaublich

"Schläger immer noch auf der Flucht", Abendblatt, 16. Februar

Unglaublich, da werden Menschen ins Koma geprügelt, es gibt gute Aufnahmen aus den Überwachungskameras, und wir müssen wieder einmal die Persönlichkeitsrechte der Täter schützen. Diese Aufnahmen gehören in der gleichen Minute an die Öffentlichkeit, damit die "Persönlichkeiten" hinter Gitter kommen.

Heinz Krüger, per E-Mail

Vetternwirtschaft

"Bezirk Mitte zeigt Winterdiensten die Rote Karte", Hamburger Abendblatt, 16. Februar

Wenn Winterdienst mit Auftragnehmern nicht klappt, liegt das an Verträgen, die Einnahmen ohne Leistungen ermöglichen. Dann steckt dahinter im Zweifel Vetternwirtschaft. Die Verträge müssen nur in einer Weise formuliert und abgewickelt werden, dass ausreichender Arbeitsaufwand kalkuliert wird.

Dirk Emmermann, per E-Mail

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

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