Der Präsident hat den Auftrag ... die Würde der Bürgerschaft zu wahren." So heißt es auf der Internetseite der Hamburgischen Bürgerschaft. "Wenn ich ... Reden halte, spreche ich nicht nur im Namen des Parlamentes, sondern manchmal zugleich als Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg." So schreibt Berndt Röder wenige Zeilen später über sich selbst. Der Politiker, der das Parlament nach innen wie außen repräsentiert, steht jetzt im Verdacht, sein würdevolles Amt egoistisch ausgenutzt zu haben. Damit beschädigt er sich selbst und, was viel schwerer wiegt, das Parlament.

Während der Senat wochenlang zumindest in den Seitenstraßen und auf Gehwegen vor dem Eis kapituliert hat, lässt einer "da oben" die Stadtreinigung anrücken und in seiner kleinen Wohnstraße Eis hacken. Dabei erwischt, glaubt er, sich mit einer 1000-Euro-Spende freikaufen zu können. So die öffentliche Wahrnehmung.

Häppchenweise werden weitere Details des Vorfalls öffentlich. Nur der Parlamentspräsident, der zuvor offensichtlich keine Gedanken an die Folgen seines Handelns verschwendet hat, schweigt, statt aufzuklären. Dieses Verhalten schürt Misstrauen und gibt Raum für Spekulationen. Spekulationen, die nur der Parlamentspräsident allein beenden kann.

Die Fälle Röder und Ciftlik sind auf den ersten Blick nicht vergleichbar. Der CDU-Politiker steht unter dem Verdacht, sich mithilfe seines Amtes den Vorteil einer eisfreien Straße verschafft zu haben. Der andere, SPD-Mann Bülent Ciftlik, wird sich wegen des Verdachts, eine Scheinehe vermittelt zu haben, vor Gericht verantworten müssen. Und dennoch gibt es eine Parallele zwischen beiden Fällen. Sie sind der Hamburgischen Bürgerschaft nicht würdig.