Die Geschäftsführerin Silvia Wanagat hat nach eigenen Angaben Insolvenz beim Amtsgericht Hamburg angemeldet. Die Kunden warten auf ihr Geld.

Hamburg. Diese Nachricht dürfte die feine Hamburger Gesellschaft erschüttern: Das traditionsreiche Auktionshaus Schopmann am Speersort ist insolvent. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Geschäftsführerin Silvia Wanagat: "Ich habe am Mittwoch einen Insolvenzantrag für das Auktionshaus Schopmann beim Amtsgericht Hamburg gestellt. Wir haben gekämpft wie die Löwen, aber es leider nicht geschafft." Das Sanierungskonzept sei gescheitert.

Es sind laut Wanagat 14 Mitarbeiter betroffen. Das Auktionshaus, das Wanagat erst Anfang 2008 übernommen hatte, ist seit gestern geschlossen. Die Insolvenz dürfte viele Kunden hart treffen. Dem Abendblatt sind mehrere Fälle bekannt, in denen Erlöse aus Versteigerungen nicht oder nur teilweise an die Veräußerer ausbezahlt wurden. Ein Beispiel ist die Mandantin von Rechtsanwältin Daria Stasiuk: "Meine Mandantin hat zahlreiche wertvolle Gegenstände bei Schopmann versteigern lassen und bekommt dafür noch rund 100 000 Euro. Die Forderung steht seit Januar 2009 aus." Von sich aus habe das Auktionshaus Schopmann eine Ratenzahlung angeboten, es seien allerdings nur drei Teilbeträge bezahlt worden. Die offene Forderung will Juristin Stasiuk nun durch einen gerichtlichen Mahnbescheid eintreiben.

Auch Hannelore Koehl aus Lütjensee wartet seit Ende vergangenen Jahres auf ihr Geld: "Ich habe ein wertvolles Ölgemälde für 5000 Euro versteigern lassen. Danach habe ich mehrmals schriftlich um die Zahlung der Summe abzüglich 20 Prozent Provision gebeten. Aber ich erhielt keine Resonanz." Schließlich schaltete Koehl ihren Rechtsanwalt ein: "Auch mein Anwalt hat noch eine letzte Zahlungsfrist gesetzt, die ebenfalls verstrich. Inzwischen wurde Klage eingereicht." Das Auktionshaus Schopmann ist eine Institution in Hamburg. Für Aufsehen sorgte zum Beispiel die Versteigerung der Nachlässe der Schauspielerinnen Inge Meysel und Evelyn Hamann. Auch Gegenstände aus dem Besitz des verstorbenen Meistergeigers Helmut Zacharias kamen im Auktionshaus Schopmann unter den Hammer.

Noch im November 2008 hatte Wanagat das 185-jährige Bestehen des renommierten Hauses mit einem großen Empfang im Literaturhaus begangen. Mit "Bestürzung" reagierte der ehemalige Schopmann-Inhaber Lars Axendorf, der das Haus bis Ende 2007 geführt hatte, auf die Nachricht der Insolvenz: "Meine Gedanken sind jetzt bei den vielen treuen Stammkunden und langjährigen Mitarbeitern." Unterdessen gibt sich Wanagat kämpferisch: "Wir wollen gerne weitermachen. Dafür brauchen wir einen finanzkräftigen Investor, der uns hilft. Aber zunächst einmal übernimmt der Insolvenzverwalter das Geschäft", sagte Wanagat.