Der Senat hat den Bürgerentscheid gegen eine Wohnbebauung im Buchenhofwald an der Osdorfer Landstraße in Iserbrook gestern aufgehoben. Gleichzeitig wies er die Bezirksverwaltung in Altona an, der Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein der Elbgemeinden (BVE) unmittelbar eine Fällgenehmigung zu erteilen. Geplant sind dort 66 neue Mietwohnungen in fünf Gebäuden für Familien und auch ältere Menschen. Die schwarz-grüne Koalition im Bezirk Altona unterstützt daher das Vorhaben. Der BVE hatte das Grundstück bereits für rund 3,5 Millionen Euro gekauft. Ein Teil der Bäume muss aber gefällt werden - was gestern teilweise bereits sofort vollzogen wurde. Mit Motorsägen rückten Arbeiter bereits am Mittag an, um erste Buchen zu fällen.

"Ich bin entsetzt, wir haben so keine Möglichkeiten mehr, das Projekt rechtlich zu stoppen", sagte Anwohner Philip Cramer.

Anwohner hatte gegen die Pläne protestiert und einen erfolgreichen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht, um das Waldstück mit den aus ihrer Sicht ökologisch wertvollen Bäumen dauerhaft als Grünanlage zu erhalten. Mehr als 44 000 Bürger im Bezirk hatten dabei im November 2009 gegen das Fällen der Bäume gestimmt.

Allerdings hatte der BVE schon etwa zwei Jahre vorher einen positiven Bauvorbescheid erhalten, der automatisch während des Streits um das Areal im März 2009 zu einer Baugenehmigung geworden war - was nach der Hamburger Bauordnung möglich ist. Dadurch sei der erfolgreiche Bürgerentscheid wirkungslos, hatte der Bezirk argumentiert. Dieser Rechts-auffassung ist der Senat nun offensichtlich gefolgt

Die Umweltorganisation BUND und Initiatoren des Entscheids protestierten gestern heftig gegen den Senatsbeschluss. Aus ihrer Sicht wurde bei der Genehmigung getrickst, weil diese teilweise auf veraltetem Baustufenrecht aus den 30er-Jahren beruhe. Die Umweltorganisation BUND monierte, dass das Hamburger Landeswaldgesetz nicht beachtet worden sei. Bei einer Rodung von Waldflächen müsse aber dieses spezielle Gesetz ebenfalls berücksichtigt werden. Andernfalls handele es sich bei dem Projekt um einen "Schwarzbau". Der BUND-Vorsitzende Harald Köpke nannte das Vorgehen des Senats ein "Aushebeln des Bürgerentscheids auf unverschämte Weise". Unmittel-bar nach der Senatsentscheidung haben die Initiatoren des Bürgerentscheids gestern Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingelegt.