Drei neue Low-Budget-Herbergen sind allein in diesem Jahr in Hamburg geplant. Teurere Konkurrenz steckt Geld in Renovierungen.

Hamburg. Mehr Gäste, aber niedrigere Zimmerpreise: Hamburgs Hotellerie konnte sich im Krisenjahr 2009 nicht gegen den allgemeinen Abwärtstrend stemmen, der die bundesweite Branche schon früh erfasst hatte. Aber die Tatsache, dass die Hansestadt auch im vergangenen Jahr mehr Übernachtungsgäste als 2008 anzog, half den 295 Herbergen in der Stadt. Während die Hotels in anderen großen Metropolen wie Frankfurt oder Köln zum Teil hohe zweistellige Rückgänge verkraften mussten, reduzierte sich in Hamburg der Erlös pro verfügbarem Zimmer nur um 8,4 Prozent auf nur noch 72 Euro. Damit lag die Hotellerie der Hansestadt gemeinsam mit den Kollegen in Berlin bundesweit an der Spitze. "Aufgrund ihrer Gästestruktur, also mit dem ausgewogenen Mix aus Freizeitgästen und Geschäftsreisenden, konnte Hamburg sich im Vergleich noch gut präsentieren", sagte Andreas Moritz, Experte für Hotelimmobilien beim Makler Engel & Völkers, dem Abendblatt. Dennoch warnte Lutz Nicolaus, Vorsitzender des Hamburger Hotelverbandes, gestern vor Euphorie. Denn es kommt neue Konkurrenz.

Der seit Jahren anhaltende Bauboom in der Stadt geht weiter. Allein in diesem Jahr sind fünf Neubauten (siehe Tabelle) mit zusammen mehr als 1000 Zimmern geplant. Besonders schlimm für die Luxusherbergen in der Stadt: Drei der neuen Hotels sind im sogenannten Low-Budget-Bereich aktiv und wollen mit Preisen ab etwa 59 Euro pro Doppelzimmer den Vier- oder Fünf-Sterne-Häusern in der Stadt Kundschaft abjagen.

Schon heute gibt es rund 30 günstige Kettenhotels von Motel One, Etap, B&B oder Ibis in Hamburg. "Man darf diese Anbieter nicht unterschätzen", sagte Karl Schlichtung, Direktor vom Hotel Steigenberger. Katharina Füllenbach vom Hotel Fresena fürchtet gar einen Kannibalisierungsprozess, an dessen Ende die kleinen Pensionen und Privathotels auf der Strecke bleiben könnten.

Vor allem Firmenkunden sind im Visier der preiswerten Hotelketten. Denn viele Unternehmen haben wegen der Wirtschaftskrise ihre Reiseetats kräftig zusammengestrichen. Die Mitarbeiter der Firmen müssen sich auf ihren Dienstreisen bereits seit Monaten einschränken. "Eine schnelle Rückkehr der Business-Gäste in die Vier- und Fünf-Sterne-Häuser scheint mehr als fraglich angesichts der sehr attraktiven Angebote im Zwei- und Drei-Sterne-Bereich", sagte Hotelexperte Moritz.

"Der Markt ist gesättigt", meint Verbandschef Nicolaus auch vor dem Hintergrund, dass schon heute die Bettenkapazität in Hamburg die Marke von 41 000 überschritten hat und für die kommenden Jahre bereits 21 weitere Projekte geplant sind. Laut Nicolaus können die etablierten Hotels mit Investitionen in ihre Häuser gegen die neue Konkurrenz steuern. Dies sei nun auch durch die Senkung der Mehrwertsteuer für Übernachtungen von 19 auf sieben Prozent möglich. Die Reduzierung sei längst überfällig gewesen, so Nicolaus. 21 der 27 EU-Staaten hätten bereits seit längerer Zeit ermäßigte Mehrwertsteuersätze für die Hotels. Infolge der Steuersenkung plant in Hamburg zum Beispiel das Best Western Alsterkrug Hotel (105 Zimmer) Renovierungsarbeiten für 90 000 Euro. Das Nippen Hotel (42 Zimmer) will Bäder und Zimmer für 150 000 Euro sanieren und das relexa hotel Bellevue (85 Zimmer) 107 000 Euro ausgeben. Insgesamt haben bei einer Blitzumfrage des Hotelverbandes 28 Betriebe geantwortet und Investitionen in Höhe von 5,4 Millionen Euro angekündigt. "Das Geld ist wie ein Konjunkturprogramm für die lokalen Handwerksunternehmen, die von den Hotels beauftragt werden", sagte Kai Hollmann (unter anderem Gastwerk und The George).

Zudem will die Branche mit den Einsparungen durch die niedrigere Steuerbelastung weitere Arbeits- und Ausbildungsplätze finanzieren. "Etwa je ein Drittel wird investiert, in die Mitarbeiter gesteckt oder in sinkende Preise", sagte Nicolaus. Nicht nur Firmenkunden mit finanzstarken Konzernen im Rücken sollen davon profitieren, sondern auch Privatgäste. Doch so ganz freiwillig ist die Preisoffensive nicht. Denn für sinkende Zimmerkosten sind derzeit vor allem der schwache Markt und die zunehmende Konkurrenz in der Branche verantwortlich.