Dicke Eispanzer auf dem Asphalt, überfrierende Nässe, mehr als 200 Unfälle am Tag. Ein Winter, wie es ihn lange nicht mehr gab und der so ziemlich jeden Autofahrer an die Grenzen seines Könnens bringt. Zumal, wenn er auch bei diesem Wetter zu Verfolgungsfahrten und Ampelüberfahrten bei Rot angehalten ist - wie die Hamburger Polizei.

Dass die Ausrüstung von Autos "an die Wetterverhältnisse anzupassen ist, wozu insbesondere eine geeignete Bereifung gehört", steht so bereits in der Straßenverkehrsordnung (StVO). Dass die Peterwagen derzeit dieser Vorschrift genüge tun, bezweifelt die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Denn wie eine Senatsanfrage des SPD-Innenexperten Andreas Dressel ergab, ist der Großteil der Polizeifahrzeuge mit Ganzjahresreifen ausgestattet. Für die GdP ein Eklat. "Dieser Winter zeigt uns, dass eine Allwetterbereifung nicht nur ungeeignet, sondern auch gefährlich für unsere Kollegen sowie für unbeteiligte Dritte sein kann", sagt der Vize-Landesvorsitzende Gerhard Kirsch, bei dem eigenen Angaben nach bereits mehr als drei Dutzend Beschwerden von Kollegen eingegangen sind.

Geeignet und der Witterung angepasste Bereifung müsse her, fordert Kirsch. Er schaut dabei über die Landesgrenzen nach Schleswig-Holstein, wo alle Streifenwagen jetzt für 600 000 Euro mit Winterreifen ausgerüstet werden sollen. "Nachdem unser Nachbarland Schleswig-Holstein offenbar im nächsten Jahr auf Winterreifen setzen will, sollte Hamburg die bisherige Praxis auf den Prüfstand stellen. Gerade hier muss gelten: Sicherheit geht vor", gibt ihm Innenexperte Dressel Recht.

Bei der Polizei sieht man das ein bisschen anders: "Wir fahren seit Ende der 80er-Jahre mit diesen Reifen und haben gute Erfahrungen gemacht. Sie sind den Winterreifen in großen Teilen ebenbürtig", sagt Sprecher Ralf Meyer. Und wenn man auf einer spiegelglatten Eisfläche rutsche, müsse man die Geschwindigkeit regulieren. Da nütze eine andere Bereifung gar nichts."

Stimmt, sagt Andreas Schmitting, Sprecher des ADAC, auf Eis müsse man mit jedem Reifen langsam fahren. "Dennoch", räumt der ADAC-Experte ein, ein Winterreifen arbeite ganz anders. Seine Wirkung zeige er im besseren Brems- und Kurvenverhalten. Und wer mehr als 5000 Kilometer im Jahr zurücklege, dem seien Winterreifen angeraten. "Zwar steht in der StVO nichts von Winterreifen, aber die Polizei sollte schon aus Vorbildfunktion vorangehen", so GdP-Vize Kirsch. "Und der nächste Winter kommt bestimmt."