Verlockung

"Kanzlerin Merkel verlangt: Steuersünder-Liste kaufen", Hamburger Abendblatt, 2. Februar

Der Staat macht als Hehler Geschäfte mit Kriminellen und wundert sich, wenn auch seine Bürger kriminell werden. Ich bin mit Steuerbetrug absolut nicht einverstanden und halte hohe Strafen für solche Delikte für erforderlich. Der Staat darf sich aber nicht über die eigenen Gesetze stellen; gerade das zeichnet die Qualität eines Gemeinwesens aus. Und ich frage mich, ob nicht auch die Verlockung des erwarteten hohen Betrags eine Rolle spielt: Würde der Staat dies auch bei einem Nullsummenspiel (Bestechungsgeld gegen Steuernachforderung) durchführen, ungeachtet der sehr gemischten

Popularität solcher Maßnahmen? Wie blind ist die Justiz wirklich? Das eigentliche Problem hat der Staat selbst verschuldet: Es fehlt mehr denn je ein Steuersystem, das jedem verständlich ist und eine solche massive Geld/Kapitalverschiebung in ein steuergünstigeres Ausland von vorneherein unsinnig macht.

Klaus-Dieter Reinhardt, per E-Mail

Nachahmer befürchtet

Nicht jeder, der im Ausland ein Konto hat, muss auch ein Steuersünder sein. Was passiert mit den Daten von Kontoinhabern auf diesen CDs, die eine weiße Weste haben? Bleiben die unter Beobachtung? Solche Daten wirft man nach der Auswertung doch nicht einfach weg. Da stellt sich die Frage, mit welchen Kundendaten von welchen Institutionen ist noch Geld zu verdienen? Geklaute Daten in Geld zu verwandeln wird in Zukunft sicher einige Nachahmer auf den Plan rücken lassen.

J. Maurischat, per E-Mail

Wütend

"Das unselige Schweigen", Hamburger Abendblatt, 2. Februar

Die Verjährungsfrist für solche Delikte muss nicht nur verlängert, sondern total gekippt werden. So etwas darf nicht verjähren. Dass solche Kinderschänder wie Wolfgang St. und Peter R. nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, macht mich wütend. Der Orden wäre gut beraten, sich an den Therapiekosten für diese Kinder zu beteiligen, auch wenn "zivilrechtlich keine Ansprüche geltend gemacht werden können".

Hannelore Bredenow, per E-Mail

Geld auf den Tisch

"Hamburg will Fernsehturm wieder beleben", Hamburger Abendblatt, 2. Februar

Als kleiner Junge war ich in den 80er-Jahren oft mit meiner Oma im Fernsehturm Kuchen essen. Und konnte die tolle Aussicht genießen. Jetzt sollte die Telekom den neuen Investoren keine Steine in den Weg legen, sondern auch mal ordentlich Geld auf den Tisch legen und mithelfen, dass der Turm wieder ein Touristenmagnet wird.

Björn Eller, per E-Mail

Kleine Bühnen fördern

"Kinderoper feierte Premiere", Hamburger Abendblatt, 1. Februar

Als kulturell vielseitig interessierter Bürger geht mir das Messer in der Tasche auf, wenn ich

vom Sponsoring eines namhaften lokalen Hamburger Kreditinstituts im Zusammenhang mit der Kinderopernreihe der ohnehin schon staatlich gestützten Staatsoper Hamburg lese. Sowohl dieses Institut als auch andere potenzielle Sponsoren sollten in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise vielmehr verstärkt auch an kleinere, nicht mit Steuergeldern finanzierte Theaterbühnen - wie zum Beispiel das Opernloft in Eilbek - denken und primär finanziell unterstützen, damit diese auch künftig dem Anspruch, den die Zuschauer an sie stellen, gerecht werden können.

Joachim Lamm, per E-Mail

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