Steigende Frachtraten stabilisieren Hamburgs Traditionsreederei. Verlust 2009 soll deutlich geringer ausfallen als erwartet.

Hamburg. Die wirtschaftliche Lage bei Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd bessert sich. Nachdem in den ersten drei Quartalen 2009 ein operativer Verlust von 675 Millionen Euro eingefahren wurde, gibt es jetzt eine Trendwende. So wird das vierte Quartal nach Informationen des Abendblatts den bis dato aufgelaufenen Verlust allenfalls noch leicht erhöhen. "Die Reederei ist aber auf dem Weg in die schwarzen Zahlen", sagten Insider gestern dem Abendblatt. Zuvor war ein Verlust von bis zu 900 Millionen Euro für das gesamte Jahr prognostiziert worden.

Hintergrund für das sich stabilisierende Geschäft sind die zuletzt stark gestiegenen Frachtraten auf See, die die Reedereien für den Transport von Waren erhalten. "Sie liegen zwischen Asien und Europa derzeit um 50 Prozent höher als im Oktober 2009 und auch zwischen Asien und Nordamerika hat es ein Plus von 20 Prozent gegeben", sagte Burkhard Lemper, Schifffahrtsexperte des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), dem Abendblatt. Hintergrund für diese Entwicklung ist, dass derzeit immer noch rund 600 der insgesamt 4800 Containerfrachter weltweit nicht eingesetzt werden und damit stilliegen.

Gleichzeitig haben sich bereits seit dem Frühjahr 2009 die über See transportierten Mengen deutlich erhöht. "Es gab 2009 zwischen März und Dezember sogar ein stärkeres Wachstum als 2008", sagte Lemper. Dabei geht dieses nach dem Einbruch durch die Wirtschaftskrise von einem geringeren Niveau aus. "Die weltweit transportierte Zahl der Container liegt derzeit nur noch zehn bis elf Prozent unter dem Wert des vergangenen Jahres, im Frühjahr waren es dagegen noch 17 Prozent", sagte der Schifffahrtsexperte.

Für Hapag-Lloyd gilt zudem, dass das Sparprogramm von 1,1 Milliarden Dollar bereits weitgehend umgesetzt ist. TUI-Finanzvorstand Rainer Feuerhake hatte Mitte Dezember darauf verwiesen, dass inzwischen eine Summe von 800 Millionen Dollar erreicht sei. Zu den Maßnahmen gehört ein Stellenabbau von 700 Beschäftigten weltweit, davon 120 bis Ende 2010 vor allem in Hamburg. Dazu kommt für 100 Beschäftigte Kurzarbeit, die Ende April ausläuft, und ein Gehaltsverzicht der 1100 Mitarbeiter in Deutschland von fünf bis 20 Prozent. Einsparungen gab es aber vor allem im Transport. So wurden Charterverträge beendet und damit Schiffe aus dem Verkehr gezogen sowie Liniendienste zusammengelegt. Allein bei neun der größten Frachter von Hapag-Lloyd mit Kapazitäten von 8750 Standardcontainern wurde die Leistung reduziert. Fahren die Schiffe mit geringerer Geschwindigkeit auf See brauchen sie deutlich weniger Treibstoff.

Bei der Staatsbürgschaft von 1,2 Milliarden Euro, die Hapag-Lloyd im Herbst vom Bund und der Stadt Hamburg über den Deutschlandfonds zugesagt bekommen hatte, hat sich die EU-Kommission noch nicht auf eine Position festgelegt. Man sei sich der Dringlichkeit dieses Falls bewusst, sagte ein Sprecher von Verkehrskommissar Antonio Tajani. Es gebe aber weder eine Entscheidung noch eine vorläufige Positionierung. Die Abteilungen wollten sich "so schnell wie möglich" einigen, sagte der Sprecher. Die EU-Kommission muss Beihilfen ab einer gewissen Höhe genehmigen. "Die Gespräche laufen", bestätigte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. "Wir haben die Zusage aus Berlin. Alles Weitere ist Sache zwischen Berlin und Brüssel", heißt es aus Konzernkreisen.