So haben die Hamburger Musical-Fans ihren Tarzan noch nicht gesehen: Mit dunklem Kurzhaarschnitt und schwarzer Hornbrille zeigt Tarzan-Darsteller Anton Zetterholm, dass auch ein Buddy Holly in ihm steckt - und das bleibt nicht die einzige Überraschung des Abends. Gestern startete die "Best of Musical Gala 2010" der Stage Entertainment in der Hamburger Color-Line-Arena ihre Tour durch zwölf Städte.

Der große Vorteil einer "Best of"-Tour ist gleichzeitig ihr großer Nachteil: Man bekommt immer nur kleine Appetithäppchen von jedem Stück. 40 Lieder aus 15 verschiedenen Stücken sind das in diesem Fall. Schmeckt ein Häppchen gerade besonders gut, und man würde es gerne ein wenig länger auf der Zunge behalten, wird einem schon das nächste in die Hand gedrückt - und vielleicht mag man gar keinen Fisch! Wer aber generell gerne Häppchen verspeist, weil er die Abwechslung liebt, und sich dadurch sogar Appetit auf das ein oder andere volle Menü holt, der ist hier perfekt aufgehoben. Denn die Bandbreite an Stücken könnte nicht größer sein.

So kommen die Hamburger Zuschauer zum Beispiel in den Genuss von Stücken, die hier bisher nicht liefen: "Der Schuh des Manitu", "We will rock you" oder "Wicked - Die Hexen von Oz" sind nur drei davon. Los geht es im 1. Akt der Musical-Zeitreise mit Stücken von Altmeistern wie Bob Fosse, John Kander und Fred Ebb oder Leonard Bernstein: "Pippin", "Chicago" und "West Side Story" warten Schlag auf Schlag mit großen Liedern auf, die gleich zeigen, wozu die acht Solisten und das Ensemble fähig sind. Ein furioser Start auch für Kostümdesigner Reto Tuchschmid, der mit seinen fantasievollen Kreationen die Nüchternheit einer Arena vergessen lässt - unterstützt durch die aufwendigen, grafischen Bühnenprojektionen.

Das Orchester unter der Leitung von Bernhard Volk, das den Orchestergraben verlassen durfte und eine gut einsehbare Position unter den großen Showtreppen auf der Bühne bezogen hat, ist spielfreudig und präzise. Ein Wiedersehen gibt es für das Hamburger Publikum mit vier Solisten: Patrick Stahnke ("Titanic") sorgt für Gänsehaut bei Maria aus "West Side Story", Elisabeth Hübert (Tarzan) darf in "Zellenblocktango" aus "Chicago" verrucht und sexy sein, ihr Tarzan-Partner Anton Zetterholm spielt in "Peggy Sue" und "Oh Boy" aus Buddy Holly sogar - extra erlernt - Gitarre und Ana Milva Gomes ("König der Löwen", "Tarzan") besticht besonders im Finale der Gala: Als Nonne Dolores mit "Spread The Love Around" aus "Sister Act", das erst im Herbst im Hamburger Operettenhaus Deutschland-Premiere feiern wird. Nicht unwahrscheinlich, dass wir die charismatische, stimmgewaltige Darstellerin dann wiedersehen werden ...

Die offizielle Premiere mit geladenen Gästen (angekündigt haben sich unter anderem Vitali Klitschko und Wladimir Klitschko mit seiner neuen Liebe Hayden Panettiere) findet am heutigen Sonnabend um 20 Uhr statt. Dabei sein wird auch Udo Lindenberg: Als Zugabe erwartet die Gäste ein erster Ausblick auf Udos Musical "Hinterm Horizont", das im Herbst in Berlin uraufgeführt wird. Einen Bericht von der Premierenfeier lesen Sie am Montag.

Für die drei weiteren Vorstellungen der "Best of Musical-Gala 2010" in der Color- Line-Arena in Hamburg am Sonnabend, 30.1. um 15.30 und um 20 Uhr sowie Sonntag, 31.1. um 19 Uhr, gibt es noch Tickets: Von 34 bis 84 Euro (Kinder unter 14 Jahren erhalten 20 Prozent Ermäßigung) bei der Abendblatt-Tickethotline 040 30 30 98 98, in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops oder im Internet unter www.musicals.de