Sukriye Günel hat sich für den deutschen Pass entschieden, dennoch wird sie oft als Ausländerin beschimpft. Das kränkt. Sie fordert ein Umdenken.

In den Zeitungen wird immer wieder davon berichtet, dass die Deutschen aussterben, wenn kein Umdenken stattfindet.

Doch als Deutsche werden nur Deutsche mit deutschen Wurzeln, das heißt mit deutschen Vorfahren, gezählt. Tatsache ist jedoch, dass in Deutschland nicht nur Deutsche, Asylanten und Ausländer zusammen wohnen und leben, sondern auch Migrantenkinder, die in Deutschland geboren sind. Leider werden diese Menschen nicht als Deutsche, sondern von vielen immer noch als Ausländer angesehen.

Ich heiße Sukriye Günel und bin in der Türkei geboren, aber seit meinem ersten Lebensjahr lebe ich mit meinen Eltern hier in Deutschland. Seit mehr als neun Jahren besitze ich die deutsche Staatsangehörigkeit. Leider heißt es dennoch meist, wenn ich an einem Konflikt beteiligt bin: "Scheiß Ausländer." Ich stoße hier häufig auf Vorurteile, da ich ein Kopftuch trage.

Doch meine Religion hat nichts mit meiner Herkunft zu tun. Auch Deutsche wechseln ihren Glauben und tragen ein Kopftuch, die sind dann jedoch noch lange keine Ausländer! Laut der jüngsten Studie des Open Society Institute in London fühlen sich gerade Muslime in Deutschland aufgrund ihrer Religion oft noch diskriminiert und ausgegrenzt.

Wegen häufiger Vorurteile fühle ich mich in manchen Situationen in Deutschland, dem Land, in dem ich aufgewachsen bin, nicht wohl.

Ich habe eine Cousine, die in Deutschland geboren ist, aber trotzdem keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Sie und ihre Familie leben schon seit mehr alt 14 Jahren in Deutschland und dürfen sich nicht als Deutsche bezeichnen und werden auch nicht als Deutsche wahrgenommen. Meine Cousine erzählte immer wieder von ihrer Furcht, dass sie irgendwann in die Türkei geschickt wird, obwohl sie die Türkei gar nicht kennt und auch die Sprache nicht sehr gut beherrscht.

Ich bekomme mit, dass in Deutschland geborene Kinder von Asylanten in die Heimat der Eltern zurückgeschickt werden, da die Eltern kein Bleiberecht haben. Fragt irgendjemand nach dem Leid dieser Kinder?

Ich höre immer wieder, dass Migrantenkinder schlechte Vorbilder für andere deutsche Kinder seien, da sie meist ein lautes Organ, keine oder schlechte Deutschkenntnisse hätten und streitsüchtig seien.

Genauso höre ich das Vorurteil, dass Ausländer Kinder nur wegen des Kindergelds bekommen würden. Doch das ist Quatsch, denn es ist meistens so, dass Migranten aus Ländern wie der Türkei in großen Familien aufgewachsen sind und deswegen selbst auch eine große Familie haben wollen.

Die Ursache dafür, dass die urdeutsche Bevölkerung ausstirbt, ist, dass mittlerweile fast alle deutschen Kinder in einer Kleinfamilie aufwachsen - sie sind zunehmend Einzelkinder. Eltern möchten für ihr Kind das Beste und natürlich eine gute Zukunft. Das scheint für viele mit einem Kind leichter zu sein als mit einer Vielzahl von Kindern.

Bei dem Gedanken wird aber vergessen, dass eine gute Erziehung sowohl in kleinen und großen Familien scheitern kann. Die Erziehung ist meiner Meinung nach sogar in großen Familien besser, da die Kinder in der Familie schon früh lernen, mit Konflikten umzugehen und als Gemeinschaft zusammenzuarbeiten.

Für mich ist wichtig zu betonen, dass Migrantenkinder, die hier geboren sind oder eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, auch als Deutsche bezeichnet werden wollen.

Wenn die Menschen in Deutschland darüber nachdenken und das gemeinsam verbessern würden, dann hieße es bald auch nicht mehr, "die Deutschen sterben aus".