Begeistert stimmten alle Schüler der Klasse 6c zu: Sie übernahmen alle gemeinsam eine Patenschaft für ein Kind in Afrika. Doch nach zwei Jahren stand das Kind wieder ohne Unterstützung da und hungert. Wieso?

Im Klassenrat stellte der Klassenlehrer seinen Schülern die Idee vor, ein Patenkind zu übernehmen, und alle sprachen sich dafür aus. Schnell wurde entschieden, aus welchem Land sie einem Kind helfen wollten. Mit vollem Elan veranstaltete die 6c Basare, die Schüler verdienten Geld mit Hilfsarbeiten im Haushalt und durch Rasenmähen. Es wurde eine Menge Geld gesammelt und auch ein Briefwechsel fand statt.

Doch nach zwei Jahren ließ die Begeisterung immer mehr nach und die Patenschaft musste abgebrochen werden. Von Schülern kamen Kommentare wie: "Das Mädchen hat doch gar nicht zurückgeschrieben. Das waren doch nur Standardbriefe."

Doch wie soll ein fünf Jahre altes Kind schreiben? Und wie fühlt es sich, wenn es plötzlich keine Unterstützung mehr bekommt? Man muss es sich so vorstellen, als wenn man auf der Straße hinfällt und liegen bleibt, weil keiner einen beachtet. Doch dann hebt einen einer aus Mitleid auf, trägt einen zwei Jahre durch das Leben und lässt einen dann wieder auf die dreckige Straße fallen. Vielleicht hebt einen dann wieder jemand auf, vielleicht bleibt man aber auch sein Leben lang im Dreck liegen.

Schüler müssen begreifen, dass sie mit einer Patenschaft Verantwortung übernehmen, und verstehen, dass sie mehr für das Kind tun müssen, als sie zurückbekommen. Als Motivationsschub wäre eine Reise zu dem Kind toll, aber unbezahlbar. Also muss man sich immer wieder vor Augen führen, wie gut es einem selbst geht und wie wenig man tun muss, um einem Menschen zu helfen, der sich nicht selbst helfen kann. Sonst landen diese Menschen wieder auf der dreckigen Straße und alle laufen an ihnen vorbei.