Man kennt Patrick T. bei Gericht. 20-mal ist er bereits verurteilt worden. Einen Großteil der Straftaten verübte der gelernte Dachdecker - muskulös, Halbglatze, Tattoos auf Handrücken und am Hals - unter dem Einfluss von Alkohol. Mal stand er wegen Beleidigung vor Gericht, mal war er ohne Fahrerlaubnis gefahren. Nur als Schläger ist er bislang nicht aktenkundig geworden.

Bis gestern. Nach Überzeugung des Amtsgerichts Altona hat der dreifache Familienvater, angeklagt wegen Körperverletzung, am 3. Juli seine eigene Mutter im Suff so brutal attackiert, dass er ihr dabei einen Oberkieferzahn ausschlug.

Was in jener Nacht geschah? Weder das Opfer, die 59-jährige Helga C., noch der Täter wollten dazu Angaben machen. Und vor Gericht wollte Patrick T. auch nicht erzählen, was er gegenüber Polizisten unmittelbar nach der Tat ausgesagt hatte: dass seine Mutter von ihrem Lebensgefährten verprügelt worden sei.

Zeugin Jessica L. (25) hatte jedoch einen ganz anderen Eindruck gewonnen. Sie verteilte damals Kataloge in dem Luruper Wohnviertel, als Helga C. auf sie zustürmte. "Sie trug keine Schuhe, hatte Blut im Gesicht." Dann habe die alkoholisierte und "völlig aufgelöste Frau" erzählt, wie ihr Sohn sie mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, wie er sie eine "Hure" genannt habe. "Darauf ich: So etwas sagt man doch zu seiner Mutter nicht."

Er hege keinen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin, sagte der Richter. Und ging bei der Strafzumessung weit über den Antrag der Anklagevertreterin hinaus: Zwei Monate Freiheitsstrafe hatte sie gefordert, sechs Monate verhängte der Richter - ein hartes Urteil. Wenig spreche für, umso mehr gegen ihn. Allenfalls eine verminderte Schuldfähigkeit wegen der Trunkenheit könne er zu seinen Gunsten annehmen. Der Richter: "Sie sind ein Bewährungsversager. Ich kann Ihnen keine günstige Prognose stellen." Patrick T. s Verteidiger, der Zweifel an der Täterschaft seines Mandanten äußerte, kündigte Berufung an.