Freizeit, Freunde, Freiheit? Absolute Fehlanzeige. Wenn das Leben eines Gymnasiasten nur noch von der Schule bestimmt wird.

"Ihr lest jetzt bitte sechs Wochen lang jeden Tag das Hamburger Abendblatt, sucht euch einen Artikel aus und bearbeitet ihn!" "Zu jeder dieser acht Textsorten schneidet ihr bitte einen Beispielartikel aus der Zeitung heraus!" "Zur nächsten Woche bereitet ihr bitte ein Kurzreferat zu dem folgenden Thema vor ..., es muss nur drei bis fünf Minuten lang sein, aber ihr solltet ein Handout haben und eine dazu entsprechende Powerpoint- oder Tageslichtprojektorpräsentation."

"Nächste Woche ist unser Musikcafé, du könntest doch zusammen mit dem Chor singen? Oder auf deinem Instrument mitspielen, und ach ja, wir proben bald ein neues Theaterstück, wo noch Helfer und Schauspieler gebraucht werden!"

So oder so ähnlich sehen die üblichen "Bitten" der Lehrer aus, die zwar nett formuliert, jedoch kaum noch als Bitten zu bezeichnen sind. Mittlerweile sind es Pflichtaufgaben. Wirklich alles "mehr oder weniger Freiwillige" wird vermerkt, da es sich im späteren Leben ja gut macht.

Doch noch viel wichtiger ist der Eindruck, den ein Schüler bei einer Absage hinterlässt. Er fällt sofort auf das unterste Level hinab, worunter natürlich auch die Schulnote leidet. Da fragt man sich doch ständig: "Habe ich überhaupt eine Chance, bei dem, was ich leiste? Muss ich fleißiger sein? Alle arbeiten so viel mehr."

Das Schlimme ist, dass das Verlangen nach Engagement an den Schulen aus Sicht der Lehrer kein Verlangen mehr, sondern eine Erwartung ist, die wirklich jeder zu erfüllen hat.

Es ist wie ein Raster. Jeder, der nicht hineinpasst, fällt durch. Wo bleibt da noch Zeit für anderes? Freizeitaktivitäten, Freunde treffen oder einfach mal chillen. Man muss immer mehr Leistung bringen. Wo bleiben da noch persönliche Qualitäten? Wie soll man bei all dem Fleiß am Schreibtisch noch soziale Kompetenzen erwerben? Für das Pflegen von Kontakten bleibt nur noch der Internet-Chat.

Man muss nur noch für die Schule leben. Es wird von Lehrern immer wieder gepredigt, dass jeder ein Individuum sei, doch was aus uns gemacht wird, sind Maschinen, die, vollgestopft mit Wissen, morgens im Dunklen zur Schule gehen und abends im Dunklen wieder nach Hause. Dabei sind persönliche Qualitäten doch gerade so gefragt.

Es muss aufhören! Jeder sollte so akzeptiert werden, wie er ist. Keine Veränderungen mehr. Wir haben einfach zu wenig Zeit. Zwölf Schuljahre sind zu kurz. Die Lehrer überhäufen einen mit Aufgaben, wobei sie ganz vergessen, dass der Schüler auch noch andere Fächer hat. Oftmals sind Schüler erst nach 17 Uhr zu Hause und müssen dann auch noch Aufgaben machen, die meist über eine Stunde in Anspruch nehmen. Jeder, der nicht in der Lage ist, diese Leistungen zu halten, muss sich selbst um die Probleme kümmern, wobei es die Aufgabe der Schule ist, uns zu motivieren und dazu anzuregen, mehr wissen zu wollen.

Doch anstatt die Motivation und den Spaß am Lernen zu fördern, wird oft nur Leistung gefordert. Der völlig falsche Weg!

Der Schüler ist kein Eimer, der mit Wissen gefüllt werden muss! Nein, im Schüler muss ein Feuer gezündet werden, um sich zu entwickeln! Und dieses Feuer darf man nicht mit Überforderungen löschen. Übrigens: "Ihr schreibt noch einen Artikel für das Abendblatt, das Thema ist euch überlassen, es kann auch ein Kommentar sein!"