An sechs Hamburger Kliniken startet die Krankenkasse AOK jetzt ein Modellprojekt für Familien, die sich dort in kostenlosen Kursen auf die häusliche Pflege eines kranken Angehörigen vorbereiten können - so, wie Sozialsenator Wersich (CDU) es vor wenigen Tagen im Abendblatt thematisiert hatte.

"Bisher sind Familien - der größte Pflegedienst der Nation - im Stich gelassen worden", sagt Erziehungswissenschaftlerin Katharina Gröning von der Universität Bielefeld, die das Projekt begleitet. Von den 42 000 Pflegebedürftigen in Hamburg werde jeder Zweite zu Hause von Verwandten versorgt.

"Viele Angehörige sind hoffnungslos überfordert", sagt Tamara Leske, Pflegedirektorin am katholischen Marienkrankenhaus. "Viele wissen nicht, wie es nach der Entlassung des Patienten zu Hause weitergehen soll." Den Übergang vom Krankenhaus in die Familie will die AOK nun verbessern: In Trainings sollen Angehörige bis zu sechs Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt des Patienten für die jeweils erforderliche Pflege geschult werden. Erweitert werden diese Kenntnisse anschließend in "Initialpflegekursen", die über drei Tage (je vier Stunden) laufen. "Wir übernehmen für dieses Angebot die Kosten - egal, bei welcher Krankenkasse die Beteiligten versichert sind", sagt AOK-Regionaldirektor Siegfried Jähne.

Das Projekt könne "positive wirtschaftliche Effekte" haben, so Oliver Prasse vom berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Boberg. "Wenn die häusliche Pflege kompetent abläuft, können Folgeerkrankungen vermieden werden." Das Projekt, an dem sich auch die Asklepios-Kliniken Barmbek und Harburg sowie das evangelische Amalie-Sieveking-Krankenhaus und das Bethesda-Krankenhaus Bergedorf beteiligen, soll die professionelle Pflege nicht ersetzen. "Es geht um eine Ergänzung", so die AOK. Weitere Auskünfte bei der AOK, Tel. (040) 20 23 49 34.