Der Mann hat Charme. Dazu diese geradezu unverschämte Großspurigkeit, die oft ein Markenzeichen der ganz Erfolgreichen ist. Und dieses besondere Charisma.

Ulrich Tukur alias Dieter Glanz hat dieses gewisse Etwas, das die Menschen in den Bann zieht, sie mitreißt und verzaubert. Ganz so wie der echte Jürgen Harksen, jener Finanzjongleur, Hochstapler und Betrüger, an dessen Leben der Film "Gier" von Dieter Wedel angelehnt ist. Jene in allen Farben schillernde Persönlichkeit, die im Film die einen bewundernd als "Teufelsbraten" titulieren - und andere verzweifelt als "leibhaftigen Teufel". Doch der echte Harksen hatte noch mehr Facetten: überschwängliche Begeisterung, ein Strahlen, etwas Sprühendes.

Dreimal habe ich den heute 49-Jährigen getroffen, damals, im Mai 1998 in seinem sonnigen Domizil in Kapstadt. Und ich war, ich muss es zugeben, fasziniert.

Es war diese Mischung aus scheinbar grenzenlosem Selbstvertrauen und geradezu überschäumendem Eifer, wenn er über seine Geschäfte sprach. Das gewinnende Lächeln, die lebhafte Gestik. Und die Worte, die in schwindelerregendem Tempo auf das Gegenüber einprasselten. Dabei habe ich Harksen noch nicht einmal in Bestform erlebt, als Siegertyp, getragen von einer gigantischen Welle des Erfolgs. Sondern schon deutlich angeschlagen, als er bereits mit allen juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung kämpfte. Doch dieser damals leicht übergewichtige Mann mit dem Milchgesicht war ein begnadeter Erzähler. Ein Phänomen. Einer, der Märchen wie greifbare Möglichkeiten klingen ließ und Halbwahrheiten wie sichere Fakten.

Wenn dann auch noch die Gier seiner Kunden dazukam, die jede Rationalität erstickte, dann war Harksen am Ziel. Es war der magische "Faktor 13", die Aussicht auf einen Gewinn von 1300 Prozent, der seine Geschäftspartner erst schwach werden ließ und dann unersättlich gierig - im richtigen Leben des Jürgen Harksen wie auch bei "Glanz und Gloria". Überhaupt - die Ähnlichkeiten! Sie ziehen sich nicht nur wie ein roter Faden durch den Film, sondern eher, um im Bild zu bleiben wie ein dickes rotes Tau. Die Geschichte sei "fiktiv" und dem Typus realer Hochstapler "lediglich nachempfunden", heißt es im Abspann.

Doch fast alles erinnert an den echten Harksen: die rauschenden Feste, die dicken Karossen, die prächtigen Villen, der zügellose Lebensstil. Dann die Flucht nach Südafrika, die Gläubiger, die ihm nachreisten, die gebetsmühlenartigen Versprechen, das Geld werde bald ausgezahlt. "Zahltag war immer am nächsten Mittwoch", erinnerte sich später eine Kunde, der Millionen bei Harksen angelegt hatte. Auch im Film ruft Glanz einem Gläubiger nach, das Geld komme "am Mittwoch". Und schließlich die Videokonferenz aus Kapstadt, in der der Finanzjongleur per Satellit seinen Kunden in Deutschland Versprechungen macht. Ganz so, wie Harksen es getan hat.

Auch alle weiteren Personen seien "frei erfunden", heißt es über den Film. Doch zumindest den Bauinvestor und das Juwelier-Ehepaar, das gigantische Summen bei ihm investiert und ihm noch eine erlesene Schmuckkollektion zur Auswahl präsentierte, haben reale Vorbilder. Dieter Wedel sagte jüngst, dass er lediglich "Puzzleteile" aus Harksens Leben verwendet habe. Wie viele Teile das seien oder gar wie viel Prozent, ließ er offen. Eine kluge Entscheidung.