Als "Unsinn" hat Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) die Kritik zurückgewiesen, er wolle Nachbarn zu Altenpflegern machen. "Eines ist klar: Wenn in zehn oder 15 Jahren immer weniger arbeitende Menschen immer mehr Pflegebedürftigen gegenüberstehen, wird es eine Konzentration der Aufgaben von Fachkräften im Pflegebereich geben", sagte Wersich. Es geht ihm darum, die Nachbarschaft in Betreuung stärker einzubeziehen - in Bereichen, wo dies möglich sei. "Das bedeutet aber keineswegs, dass medizinische Bereiche der Altenpflege, etwa Anwendungen oder Wundversorgung, von Laien übernommen werden sollen", sagte Wersich. Um Berufsbilder der Altenpflege aufzuwerten, schaffe Hamburg zudem neue Ausbildungsplätze.

Im Interview mit dem Abendblatt am Donnerstag hatte Wersich eine "Überprofessionalisierung" des Sozialen kritisiert: "Die eigenen Eltern darf man ohne Ausbildung gerade noch betreuen, die Nachbarn aber schon nicht mehr."

Die Gewerkschaft Ver.di hat Wersich wegen seiner Vorstellungen zur künftigen Organisation der Pflege scharf attackiert. "Die Äußerungen von Senator Wersich belegen, dass es dem Hamburger Senat offensichtlich gar nicht wirklich um die Erhaltung und damit Wertschätzung der professionellen Pflegearbeit geht", sagte Ver.di-Pflegeexperte Norbert Proske. Es sei skandalös, wie private Pflegeunternehmen die "unreflektierten Aussagen des Sozialsenators Wersich" nutzten, um niedrige Bezahlung zu rechtfertigen. Qualifizierte Pflege könne nicht von Nachbarn oder Freunden geleistet werden.

Die Linken-Fraktion hat unterdessen als Reaktion auf Wersichs Abendblatt-Interview eine Große Anfrage gestellt, um zu erfahren, was Hamburg getan hat, um die Kosten für die Schweinegrippe-Impfung zu begrenzen. Die Linken sprechen von "Flop", weil sich trotz einer "Hysterie" deutlich weniger Hamburger als erwartet impfen ließen.

Die Fraktion übt scharfe Kritik an dem Vertrag mit dem Pharmahersteller GlaxoSmithKline und spricht außerdem von fehlenden Sicherheitsventilen an den Impfdosen: "Trifft es zu, dass Hamburg an den sogenannten Sicherheitsventilen an den Dosen gespart hat, sodass eine Verunreinigung der Impfdosen nicht mehr ausgeschlossen werden kann?", wollen die Linken unter anderem wissen.