Sie spielte das unschuldige Opfer - doch in Wirklichkeit war die junge Bankangestellte offenbar die Komplizin der Bankräuber.

Hamburg. Der Banküberfall hatte alles, was Hollywood gewöhnlich zu cineastischen Höhenflügen inspiriert: Action, Drama, einen listigen Tatplan und vor allem: eine Liebesgeschichte.

Drei Männer und eine junge Frau müssen sich für einen spektakulären Überfall auf eine Filiale der Dresdner Bank an der Osdorfer Landstraße vor dem Landgericht verantworten.

Kurios: Die entscheidende Rolle bei dem Raub spielte offenbar Cansu G. (22), damals seit einem halben Jahr mit dem ebenfalls angeklagten Gökhan A. liiert. Sie arbeitete als Auszubildende in der Bank, hatte das erste Ausbildungsjahr fast hinter sich. Laut Staatsanwalt soll sie Özbek B. (30), Gökhan A. (26) und Kayhan A. (22) wie verabredet am 10. Juli während der Mittagspause die Personaltür geöffnet und die als Mechaniker verkleideten Männer eingelassen haben. Zum Schein, so die Anklage, hielt ihr einer der mutmaßlichen Räuber eine Schusswaffe an den Hals und führte sie in die Küche, wo die Täter den Filialleiter (48) und einen Angestellten (43) fesselten und mit den Worten "Wir erschießen euch, wenn ihr irgendeinen Code eingebt, wenn ihr Alarm gebt" bedrohten.

Es sollte offenbar ein ganz großer Coup werden: 200.000 Euro hätten die Täter, von denen zwei bewaffnet gewesen sein sollen, verlangt. Um ihre Komplizenschaft zu verschleiern, soll Gökhan A. seine Freundin gezwungen haben, die Kasse zu öffnen - was jedoch erst mit Unterstützung des Filialleiters gelang. Die Angeklagten flüchteten mit fast 45 000 Euro. Vorher fesselten sie Cansu G. noch mit Kabelbindern an eine Tür - das vorläufige Ende einer dreisten Scharade.

Zunächst hatte die 22-Jährige noch das geschockte Opfer gespielt. Doch die Ermittler konnten rasch eine Verbindung zwischen ihr und Gökhan A. herstellen. Auf der Flucht hatte der 26-Jährige seine Maske weggeworfen. Die Auswertung der DNA-Spuren ergab: Der 26-Jährige ist polizeibekannt. Schließlich knickte Cansu G. bei ihrer Vernehmung ein und legte ein umfassendes Geständnis ab.

Alle Angeklagten wollen sich am Dienstag zu den Vorwürfen äußern. Cansu G. wird gestehen, dass sie aus Liebe zu Gökhan A. die Tür öffnete. Eine - inzwischen zerbrochene - Liebe, für die sie womöglich einen hohen Preis zahlen muss: Den Tätern drohen langjährige Haftstrafen. Ein Happy End kriegt die Hollywood-Traumfabrik eben doch viel besser hin als die Wirklichkeit.