Auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma sind 50 Liter Acetylchlorid beim Auffüllen eines Fasses ausgelaufen. Zwei Menschen kommen mit Atembeschwerden ins Krankenhaus.

Eine Wolke aus Salz- und Essigsäure ist gestern Vormittag über das Industriegebiet an der Straße Mühlenhagen gezogen. Zwei Menschen, die mit den giftigen Stoffen in Berührung kamen, wurden bei dem Unglück verletzt. Sie klagten nach Angaben der Feuerwehr über Atemwegsbeschwerden und wurden mit Rettungswagen in nahe gelegene Kliniken gebracht.

Vorausgegangen war ein technischer Fehler bei der Entsorgungsfirma Hamburger Abfallservice Schaerig, die auf ihrem Gelände gefährliche und giftige Stoffe lagert und für den Weitertransport aufbereitet.

Kurz nach 10.30 Uhr war beim Umfüllen von knapp 20 000 Litern Acetylchlorid (Grundstoff für Essigsäure) ein Fass übergelaufen. 50 Liter der hochtoxischen Chemikalie flossen daraufhin auf den Boden, wie die Geschäftsführerin Kerstin Graba (44) dem Abendblatt mitteilte. Ihren Angaben zufolge hatte ein Sicherheitsventil nicht geschaltet, der Umfüllprozess war nicht rechtzeitig gestoppt und die ätzende Lösung auf den Boden geflossen, wo sie mit dem zu Schnee gefrorenen Wasser reagierte. Salz- und Essigsäure entstanden und stiegen in einer stinkenden und giftigen Gaswolke auf. Acetylchlorid ist ein flüchtiger Stoff, der leicht entzündlich und stark gesundheitsschädlich ist. Er reizt und verätzt die Atemwege. Problematisch ist zudem, dass die Chemikalie schnell mit anderen Stoffen reagiert und weitere gefährliche Verbindungen eingeht, so wie im gestrigen Fall.

Während die Arbeiter an der Umfüllstation Atemschutzmasken trugen, wurden zwei Mitarbeiter umliegender Firmen von der Gaswolke überrascht. Sie mussten ärztlich behandelt werden. Über ihren Gesundheitszustand gibt es noch keine weiteren Erkenntnisse. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort und sperrte die Unglücksstelle weiträumig ab. Auch die Einbahnstraße Mühlenhagen, die einzige Zufahrt zum Industriegebiet, wurde gesperrt, der Lastwagenverkehr staute sich.

Vom Werksschutz der betroffenen Firma wurde die Unglücksstelle mit Bindemitteln abgestreut und die kontaminierten Erdflächen abgetragen. Nach Angaben von Chefin Graba ist der Boden auf dem Firmengelände versiegelt, weshalb keine Giftstoffe in den Boden eingedrungen sein können. In den nächsten Tagen sollen noch einmal Bodenproben vom Firmengelände genommen werden.

Das kontaminierte Erdreich werde nun fast rückstandslos verbrannt, sagte Volker Dumann von der Umweltbehörde, die Asche dann in Filtern gesammelt und mit anderem Filterstaub in Bergwerken eingelagert.