Zwei junge Männer stellten am 1. Mai Molotowcocktails her - angeblich, weil sie auf die Explosion neugierig waren.

Die Schanze am 1. Mai 2009: Steine fliegen, Mülleimer brennen, sechs Polizisten werden verletzt, 23 Personen festgenommen - das leider übliche Bild. Nah dran und ziemlich aufgeregt: Philippe-P. H. (18) und Sean-P. M., damals 19 Jahre alt. Sie hatten, ohne zu zahlen, einen Liter Diesel an einer Tankstelle gezapft und auf einem Parkplatz Ecke Schulterblatt/Max-Brauer-Allee zwei Molotowcocktails hergestellt. Die wären zwar nicht explodiert, weil die Männer vom Bombenbauen keine Ahnung hatten und die Flaschen mit schwer entflammbarem Diesel füllten. Doch was bleibt, ist der "untaugliche Versuch". Und auch der ist strafbar.

Steht hier der Prototyp des jungen, erlebnisorientierten Krawalltouristen vor dem Amtsgericht Altona? Dass die beiden tatsächlich Molotowcocktails herstellen wollten, daran hegt der Staatsanwalt keinen Zweifel. "Sie können von Glück sprechen, dass Sie so dilettantisch vorgegangen sind." Wäre eine mit Benzin gefüllte Kartusche explodiert - die Folgen wären unabsehbar gewesen. Dabei hätten sie die "Mollis" ohnehin nicht gebastelt, um sie auf Polizisten zu werfen, sagen die Angeklagten, die die perfide Aktion darstellen wie ein gescheitertes Schülerexperiment. Sie hätten sich von der aufgeheizten Stimmung mitreißen lassen, sagt Sean-P. M., und seien neugierig gewesen, ob ein Molotowcocktail wirklich so spektakulär explodiert, wie sie es in Filmen und Computerspielen gesehen hätten. Jedoch hätten sie sich mit dem Maifeiertag einen "ungünstigen Zeitpunkt" ausgesucht.

Der Berufsschüler und der Abiturient sitzen im Sakko vor Gericht. Wie sie mal grinsen, mal leicht errötend zu Boden blicken, erinnern sie an zwei Lausbuben, die man beim Streichespielen erwischt hat. Den Diesel hätten sie in eine Wasserflasche und in eine Flasche Holsten abgefüllt. "Holsten knallt am dollsten, oder was?", unkt der Richter. Auf dem Parkplatz hätten sie die Cocktails jedoch nicht gezündet, "da hätten ja Autos explodieren können". Stattdessen hätten sie sie an einer entlegenen Stelle im Flora-Park testen wollen. Doch die Polizei nahm sie vorher fest.

Die Angeklagten sind bereits straffällig geworden, haben mehrere Einträge im Erziehungsregister. "Das reicht allmählich", findet der Richter und verurteilt die zustimmend nickenden Männer zu einer milden Strafe: drei Tage gemeinnützige Arbeit. Sean-P. M. gibt sich reuig: "Ich werde das nie wieder machen."