Joachim Hunold (Air Berlin) trifft Martin Willich (Studio HH)

Zur Zeit der deutschen Teilung herrschte Winterschlaf zwischen Hamburg und Berlin. Damals entstand auch der Vorläufer der heute zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin - weil Fliegen über die 300-Kilometer-Distanz seinerzeit noch eine echte Alternative zur schier endlosen innerdeutschen Bahnreise war. Nach dem Fall der Mauer bekam Berlin Deutschland zurück und Hamburg seine Anbindung an Ostdeutschland. Seither aber sind die beiden norddeutschen Metropolen auch Konkurrenten - wirtschaftlich und kulturell. Berlin warb Hamburg das eine oder andere Unternehmen ab, vor allem aus der Medien- und Unterhaltungsbranche. Hamburg scheiterte bei dem Versuch, die Zentrale des größten Bundesunternehmens Deutsche Bahn von der Spree an die Elbe zu holen.

Joachim Hunold, der Vorstandsvorsitzende von Air Berlin, und Martin Willich, Geschäftsführer des Film- und Fernsehproduktionsunternehmens Studio Hamburg, tauschten sich beim Neujahrsempfang über Hamburg und Berlin aus: Welche Stadt ist der attraktivere Standort für ein Unternehmen? Überwiegt die Konkurrenz oder das Verbindende zwischen Hamburg und Berlin? Wo würden beide ihre Unternehmen heute gründen?

"Für meine Branche sehe ich hier keine Konkurrenz, im Gegenteil. Wir haben Studios in Berlin, Hamburg und in Potsdam. Das ergänzt sich wunderbar", sagte Willich. "Die geringe Entfernung zwischen Hamburg und Berlin spielt dabei heutzutage ohnehin keine Rolle mehr." 90 Minuten im ICE von Zentrum zu Zentrum. Wenn nicht gerade die Schienenwege renoviert werden.

Studio Hamburg habe nach der deutschen Einheit früh Zeichen gesetzt, habe in Berlin Adlershof und in Potsdam Babelsberg investiert. "Wir haben unser Berliner Studio bereits Hauptstadtstudio genannt, bevor die Entscheidung für Berlin als Hauptstadt gefallen war." Von entscheidender Bedeutung sei für ihn allerdings auch, dass Hamburg seine Stellung als "Hauptstadt" der gedruckten Presse in Deutschland nach der Einheit bis heute verteidigen konnte: "Das ist für uns sehr wichtig, wenn wir beispielsweise neue Folgen des 'Traumschiffs' vermarkten wollen."

Für Luftfahrt-Manager Hunold liegt der Fall anders: "Für uns als Fluggesellschaft ist jeder Standort attraktiv, an dem ein Passagierstrom entstehen kann. In Hamburg haben wir unser Angebot in den vergangenen Jahren stark erweitert, und es wurde angenommen", sagte er. Aber: "In Hamburg ist das Wasser zu nah. Eine geografische Randlage ist wegen des Einzugsgebiets und der Umsteigerverkehre für uns schwächer als eine Stadt wie Berlin mit zentraler Lage."

Besonders wichtig sei für die zweitgrößte deutsche Fluglinie auch die Nähe zur Politik, da die Luftfahrt einer Vielzahl von Regulierungen und Regularien unterliege, sagte Hunold. Daher sei Berlin für ihn erste Wahl. In diesem Punkt setzte sich Willich ab: "Wir sind nicht so Politik-affin, wie es Air Berlin sein muss."

Beide Manager würden ihre Unternehmen wieder in derselben Stadt gründen, wenn sie morgen neu begännen, Hunold die Fluglinie in Berlin, Willich die Studio-Gruppe in Hamburg, "allerdings sofort wieder mit einer Dependance in Berlin". Hunold sagte: "Wir sind allein mit unserem Namen heute der größte Werbeträger für Berlin. Das verbindet." Einig waren sich beide über die Einschätzung von Martin Willich: "Berlin und Hamburg, die Hauptstadt und die Weltstadt, beide ergänzen sich trefflich."