Dauerfrost und Schnee in der Stadt - die einen hoffen auf Alstereisvergnügen und Rodelpartien, andere, wie etwa die mehr als 1000 Obdachlosen in Hamburg, hoffen dagegen auf mildere Temperaturen. Fast die Hälfte von ihnen breitet weiterhin nachts ihre Isomatte und ihren Schlafsack draußen in der Eiseskälte aus. Das Winternotprogramm der Stadt stellt zwar 200 zusätzliche Schlafplätze für Obdachlose bereit - erreicht damit aber doch nicht jeden Wohnungslosen. Die Wohlfahrtsverbände fordern daher, kleinere Unterkünfte mit Einzelzimmern bereitzustellen.

Die Menschen, die kein Zuhause haben, schlafen unter Bäumen an der Alster, unter Brücken oder in den Eingängen von Geschäften. Tagestreffs und die Bahnhofsmission vermitteln die zusätzlichen Schlafplätze, aber etwa 40 Prozent der wohnungslosen Menschen lehnen es ab, in solchen Unterkünften zu übernachten. "Von denjenigen, die schon länger als zehn Jahre obdachlos sind, schlafen trotz der Kälte mehr als die Hälfte auch im Winter draußen", sagt Steffen Becker von der Diakonie. Genauer: 54,4 Prozent. Sie haben oft schlechte Erfahrungen in Unterkünften gemacht, fürchten sich vor Übergriffen. "Wer jahrelang allein auf der Straße lebt, erträgt häufig die menschliche Nähe in Doppel- und Mehrbettzimmern nicht", sagt Sabine Cordt von fördern und wohnen. Immer mehr Obdachlose seien psychisch krank, "für die ist der enge Kontakt mit anderen Menschen bedrohlich".

In den großen Unterkünften der Stadt sind mehr als 300 Menschen untergebracht - Menschen jeden Alters, Alleinstehende und Familien müssen miteinander auskommen. Die Situation in den Unterkünften müsse verbessert werden, fordern die Verbände. "Nur Einzelzimmer bieten ein Minimum an Privatsphäre und Ruhe sowie Schutz vor Übergriffen", sagt Michael Edele von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege.

Für die Obdachlosen, die in klirrender Kälte draußen schlafen, sorgt der Mitternachtsbus der Diakonie. Regelmäßig von 20 Uhr bis Mitternacht dreht der Bus in der Innenstadt seine Runde. Im Schnitt erreichen die 120 Ehrenamtlichen, die jeweils 80 Stunden im Jahr für den Bus tätig sind, pro Tour 76 Obdachlose, versorgen sie mit Tee, Kaffee, Brühe, Brot und warmer Kleidung. Vor allem aber geht es darum, den Menschen auf der Straße ein wenig Zuwendung zu schenken.