Wenn ein Verein mit Rabatten wirbt, lässt das tief blicken. Erstens ist die Marketing-Abteilung nicht sonderlich originell, zweitens laufen offensichtlich die Teilnehmer davon. Ähnlich geht es der CDU. Die Hamburger Partei hat im vergangenen Jahr erneut Mitglieder verloren. 722 Abgänge, Todesfälle und Umzüge inklusive, stehen 460 Eintritten gegenüber, wie das Abendblatt erfragte. Die CDU-Gemeinde ist damit um 262 auf 9265 Mitglieder geschrumpft - obwohl Parteien in Wahlkampfjahren gewöhnlich zulegen.

Das ist kein neues Phänomen. Aber nun kündigt CDU-Parteichef Michael Freytag endlich Taten an: "Dieses Jahr werden wir in die Offensive gehen und mit gezielten Sympathie-Kampagnen in allen Altersgruppen neue Mitglieder werben", sagte der Finanzsenator. "Instrumente" dafür seien Schnupperangebote und Ermäßigungen für geneigte Familien. "Komm, mein Sohn, tritt in die Union ein. Es war nie so günstig wie heute." Dieser Satz mag nun also an manchem Abendbrottisch fallen. Dabei ist eine CDU-Mitgliedschaft bereits jetzt preislich nicht unattraktiv: Wer 2500 Euro brutto verdient, zahlt 20 Euro pro Monat. Das entspricht etwa GEZ-Gebühr für Radio und Fernsehen und ist vergleichbar, weil auch in konservativen Parteien gilt: zuschauen ja, aber das Programm machen andere.

Schnödes wie Geld sollten bei der Wahl des Parteibuches aber keine Rolle spielen. Dieses Geschäftsmodell beherzigt jedenfalls die mit Abstand teuerste Partei: Die Linke. 131 neue Mitglieder im vergangenen Jahr, mit 1420 Mitgliedern ist die junge Partei größer als die Hamburger Grünen. Und das, obwohl ein Mitglied mit einem Lohn von netto 700 Euro (per Definition ist das unter der Armutsgrenze) monatlich 9 Euro für den organisierten Klassenkampf übrig haben soll. Wer 1700 Euro netto verdient, überweist monatlich 55 Euro. Das ist konsequent nach dem Motto: "Reichtum besteuern. Reichtum für alle". Denn Reichtum für alle heißt ja auch: Reichtum für die Partei.

Die GAL hingegen verlangt nur ein Prozent des Nettoeinkommens, Minimum: 5,11 Euro. Auch dieses Modell stößt auf Gegenliebe. 65 neue Mitglieder kamen 2009 (insgesamt 1360). Auffällig viele Unternehmer, Kreative und Selbstständige seien darunter, heißt es aus Parteikreisen.

Bei der FDP freut man sich über 261 neue Mitglieder, die größte Hamburger Kleinpartei misst nun 1456 Mitglieder. "Auffällig viele Lehrer dabei", heißt es unter der Hand. Spielen die günstigen Beiträge eine Rolle? Bis 3600 Euro brutto berechnen die Liberalen lediglich 12 Euro pro Monat. Denkt man an das zurückliegende Theater von Grabenkämpfen und Intrigen, ist zu sagen: Die Elbliberalen sind ein wahrlich billiges Vergnügen. Nicht beklagen kann sich die SPD. Trotz Krise der Volksparteien - und der SPD im Besonderen - glänzt ein Plus von 105 Mitgliedern (insgesamt: 10 610). Nicht eingerechnet, im Unterschied zur CDU, sind in diese Zahl aber Verluste durch Todesfälle. Aber die SPD will ja auch nach vorne schauen.